Ganz offiziell kommt nach John Lennon sogar noch One Day der texanischen HipHopper UGK, aber erstens ist das einer der wenigen Songs, zu denen man überhaupt noch die Interpreten dazunennen muss, und zweitens dürfen Pimp C und Bun B nicht viel mehr, als ein paar Yos einzuwerfen. Kein großes Wunder; bei 31 Dutzend Songs in 71 Minuten gilt es, ganz genau zu basteln. Gillis alias Girl Talk hat das drauf, All Day ist sein fünftes Album und möglicherweise sein noch besseres. Der Amerikaner beherrscht die feine Kunst, aus einem Riesenhaufen Hits einen riesigen Riesenhit zu stampfen, ohne dass irgendwem unterwegs der Kopf platzt oder die Füße einschlafen.
Von Snoop Dogg und Pharrell geht es mühelos zu Beck und weiter zu Fugazi. Dann: Rihanna. Eigentlich haut alles unglaublich rein, aber Gillis schafft Dynamik, baut große Poprefrains auf einem Gerüst aus HipHop, lässt die Gitarren da ran, wo sie richtig wirken, nimmt aber auch mal kalkulierten Bombast raus und ersetzt ihn mit oldschooligen Beats. Er macht sein Material nicht kaputt, er feiert es. Das haben auch einige der Gesampelten begriffen und lassen sich gerne so ehren. Die meisten äußern sich gar nicht, geklagt hat auch noch niemand.
Trotzdem veröffentlicht Girl Talk auf eigenes Risiko und übers eigene Label Illegal Art, auf dessen Internetseite das komplette Album (wahlweise am vorgesehenen Stück oder in zwölf Einzelteile geschnitten) zum Download steht. Es lohnt sich. Allein schon für die Stelle, an der sich Skee-Lo, ODB und Radiohead mit Iggy Pop und Lady Gaga zum Partymachen treffen. (Bananarama sind auch eingeladen.)