Bonnie "Prince" Billy
Wolfroy Goes To Town
Text: Mathias Wittmann
Will Oldham möchten wir in den Arm nehmen. Ihn fest umschlingen, ihn drücken. Ihm durch den Bart kraulen. Und ihm zuhören. Denn was muss ein Mensch zu erzählen haben, der diese Melodien schreibt und diese Worte singt? Ein düsterer Poet des Schmerzes. Was muss diesem Menschen widerfahren sein? Wir wissen es nicht und werden es wohl auch nicht erfahren. Denn der Zauber von Oldham liegt in der Allgegenwart der Atmosphäre seiner melodischen Melancholie und der völligen Zurückhaltung seiner Person und seines Privatlebens. Wir kennen seine rauen Gesichtszüge und den rauschenden Bart. Bedingt zuverlässigen Quellen zufolge wissen wir, dass er Geschwister hat und dass er einmal Schauspieler werden wollte und irgendwie auch geworden ist. Mehr nicht. Das reicht aber auch. Denn mehr Wissen um seine Person würde ihn seines Zaubers berauben. Der Zauber seiner Musik entspringt der Aura eines traurigen Unbekannten. Eines fremden Mannes, eines Reisenden. Einem, der nach einem langen Marsch an die Tür einer entlegenen Hütte klopft. Der um Unterkunft und eine Mahlzeit bittet. Der mit nichts außer seinen Geschichten und seinen Liedern zahlen kann. Seine Geschichten und Erinnerungen, Melodien und Lieder sind aber wertvoll in einer Welt, die schneller und schneller wird, in der Geld Götzenstatus erreicht hat. Denn sie entschleunigen und geben Gelegenheit, einzuhalten. Sie sprechen aus, was wir denken und uns nicht zu sagen trauen. Sie handeln von Ängsten. Von Abschied und Anfang.
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