Bislang war es da, logisch, vor allem düster, kalt und glitschig und alles so luftdicht abgeriegelt, dass ihre tiefe Stimme feierlich um sich selbst kreisen musste, während Klavier und Streicher die Wände polsterten. Auf Conatus gibt es da nun Lücken, Risse, gegen die die Amerikanerin mit der russischen Vergangenheit ihre hypnotischen Zeilen schnipst. Vor allem klingen die neuen Songs so feierlich und nächtlich wie die auf Stridulum II, aber eben auch durchlässiger, pointierter, verspielter. Billige Beats rattern gegen eine Plane aus Synthesizern, dazu kann man nicht mehr würdevoll schreiten, sondern nur noch ausdruckstanzen und dabei an früh verstorbene Helden denken. Kaum noch ein Wort ist zu verstehen, wenn Zola Jesus Beschwörungsformeln klagend in die Länge zieht, vielleicht erfindet sie längst ihre eigene Sprache. Vessel legt zitternde Klavierakkorde über einen käsig sägenden Industrialbeat, der Gesang ist zu laut, die Bässe zu wenig, aber trotzdem sollte man das in Hallen auflegen. Ausgerechnet das von japanischen Eigenbrötlern inspirierte Hikokomori klingt fast sorglos unspektakulär und flach, Geigen driften weg, ohne sich festzuhalten. Lick The Palm Of The Burning Handshake ist die kitschige Popballade der späten 80er, die auf einem perfekteren Album keinen Platz gehabt hätte. Conatus ist nicht mehr das Werk einer Theaterkünstlerin, die peinlich genau auf eine runde Außenwirkung bedacht ist, sondern so weit in sich gekehrt, dass Effekte nichts mehr zählen. Den meisten Songs tut das gut, sie können machen, was sie wollen, nur die schwächeren ziehen sich ganz zurück.