Es gibt Bands, mit denen man gerne mal ein Bier trinken würde, aber die Songs dieser Bands kann man sich natürlich nicht anhören. Also lieber wie Love A: Das sind die letzten, die man beim Trinken stören wollte, gemeine Männer aus der eigentlich doch so harmlosen Stadt Trier, aber für die Musik kann es ja nur gut sein, wenn man gemein und von sich selbst und sonst nicht von viel überzeugt ist. “Eigentlich” hat dann auch für jeden was, Provinz-Heinis, Hauptstadt-Hipster, Leckmuschel-Lecker, Kettcar-Hörer und die Nachbarn werden in streckenweise grandiosen Texten abserviert, die sehr scharfe Trennlinien um die Band herumziehen und Love A als letzten Stützpunkt der Vernunft und Aufrichtigkeit in einem Land aus kompletten Vollidioten zeigen. Ist natürlich völlig einleuchtend, muss man so aber auch erst mal bringen, komplett mit Zeilen wie “Ihr baut Swimmingpools für eure Brut/ Doch die ertrinkt da viel zu selten drin.” Love A können garstig gemein sein wie im Spießer-Schießen von Ramones und witzig gemein sein wie in der Stichwortliste von Freibad, das das ganze Dilemma mit der Jugend vom Land auf der Rückseite einer Zehnerkarte zusammenfasst. Vor allem steckt hinter ihrer Gemeinheit aber die ehrlich empfundene Ratlosigkeit von Leuten, die nie dazugehören durften und jetzt schon lange nicht mehr wollen, weshalb “Eigentlich” auch musikalisch eine Abgrenzer-Platte werden musste, mit klaren Vorstellungen von Klang, Richtung, erlaubten und unerlaubten Experimenten. Love A verzichten dankenswerterweise auf verzerrte Gitarren, Powerchords und andere abgeschmackte Standards der Rockmusik, sie stehen sehr viel näher beim dünnen 80er-Postpunk von Gang Of Four oder Wire als bei Stiernacken-Hardcore oder dem Weite-Dicke-Hose-Melodycore, mit dem sie wahrscheinlich aufgewachsen sind. Weil das so ist, können sich Love A in der zweiten Hälfte von “Eigentlich” sogar eine gelegentliche NDW-Dudelhaftigkeit erlauben, mit der sie verraten, dass sie Nina Hagen nicht nur aus Talkshows über Außerirdische oder als Jurymitglied aus Castingshows für Außerirdische kennen – “Uhren” ist da der Song, den Wir sind Helden seit ihrem Debütalbum gebrauchen könnten, obwohl er nach Umhängekeyboard riecht und dem gleichen Prinzip folgt wie die anderen zwölf “Eigentlich”-Stücke. Passiv-aggressive Strophe, aggressiv-aggressiver Refrain und ein Text übers Altern, bei dem einem das Bindegewebe ganz von alleine ausleiert. So muss es sich anfühlen.
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