The Black Keys
El Camino
Es hat bei ihnen eindeutig länger gedauert mit dem großen Erfolg, um genau zu sein fünf Alben lang. Dann taten sich Schlagzeuger Patrick Carney und Sänger/Gitarrist Dan Auerbach aus dem Kaff Akron/Ohio mit Danger Mouse zusammen. “Attack & Release” war 2008 das Ergebnis, das den minimalistischen Zweimannblues in breitere Bahnen lenkte, aber genau wie sein Vorgänger “Magic Potion” vergeblich versuchte, ihm neue Aspekte abzugewinnen. Dann kam “Brothers” und das neue Team fand in die Spur, zur Zauberformel dafür gehörten Soul und der Vibe von handgemachtem R’n’B. Die preisgekrönten Singles “Tighten Up” und “Howlin’ For You” machten das mit Dauerrotation, tollen Videos und exzessiver Werbespot-Verwendung jedem verständlich, der die Band bisher noch nicht kannte.
Nun also “El Camino”, das Album, das den enlich verdienten Erfolg bestätigen muss. Wobei das den zwei mürrischen Musiknerds eigentlich egal ist. Sie machen eh immer nur das, was sie am liebsten machen: Musik. “El Camino” ist das siebte Album in neun Jahren und bemerkenswert daran zunächst, dass keine andere Band derzeit sowohl Qualitäts- als auch Output-Level gleichermaßen hoch halten kann. Immer deutlicher wird auch: Im Kern sind die Black Keys ein Bluesduo, aber die ganze Wahrheit ist das schon lange nicht mehr. Auerbach und Carney sind offen für vieles, “El Camino” profitiert davon. Zunächst fallen weibliche Backing-Vocals zwischen Gospel und Soul auf, die Auerbachs Natural-born-Singer-Stimme in mehreren der elf neuen Songs geschmackvoll abrunden. Außerdem haben er und Carney sich diesmal etwas Glam dazugeholt – nicht im Sinn von käsigem Bling und vergoldeter Plastik-Sounds natürlich, sondern angelehnt an den stampfenden 70er-Rock von Marc Bolan. Das Boogie-Grundthema der ersten Single “Lonely Boy” ist etwa nicht weit weg von T. Rex‘ “Get It On”, und auch das großartige “Gold On The Ceiling” ist ein pulsierender T.-Rex-Sleaze-Blues mit Gospel, Synthie und Soul.
Den wollen The Black Keys nicht mehr loswerden, und wieso sollten sie auch, wenn Auerbachs Stimme wie dafür geschaffen ist. Neu ist auf “El Camino” also weniger der Blackmusic-Anklang, sondern die Zeiten und Plätze, zu denen die Band sie entführt. Etwa in die 80er: Eine hauchzarte Ahnung aus dem immer aktuellen Jahrzehnt schwingt in den gut zueinander passenden Stücken “Sister” und “Hell Of A Season” mit; letzteres erinnert mit seinem stoischen, fast wavigen Schlagzeug an die Glanzzeiten von Devo, und mittendrin versteckt sich sogar eine Art Ska-Break. Vieles hier verblasst allerdings im Angesicht des Akustik-Folk-vs.-Led-Zeppelin-Brechers “Little Black Submarines”. Ein weiteres Extra auf diesem Album, das sich anfühlt wie der attraktive Gebrauchtwagen vom Cover, nach dem er benannt wurde. Irgendwie altbekannt, leicht angestaubt, aber trotzdem mit Neuwagengeruch und hübscher Ausstattung versehen. Das alles ins handliche Format einer guten halben Stunde zu pressen, ist eine große Kunst, die nur die wenigsten beherrschen. Spätestens jetzt muss man die Black Keys dazuzählen.
weitere Platten
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Let's Rock
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Turn Blue
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Brothers
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The Big Come Up
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