The Maccabees
Given To The Wild
Text: Elisabeth Eberhardt
Den beiden Vorgängerplatten von “Given To The Wild” stand der quietschfidele Pop noch mitten auf die Stirn gestempelt, er war so offensichtlich, dass man ihn beinah mit der bloßen Hand wegwischen konnte. The Maccabees aus London klingen auf ihrem dritten Album nicht nur reifer, sondern auch psychedelischer, atmosphärischer und um Meilen epischer. Die beiden White-Brüder experimentieren mit Loops, weitflächigen und vielschichtigen Gitarrentapeten; Sänger Orlando Weeks behält seinen typisch klagenden Charakter, übt sich aber überraschenderweise in bisher ungewohnten Stimmlagen. Ohne dabei auch nur eine Spur gestelzt zu klingen, schlüpft Weeks in das perfekt sitzende Kostüm des Tenors. Nicht nur stimmlich versteht es die Band mit “Given To The Wild”, die Dramatik auf die Spitze zu treiben. Wer von dem plötzlichen Ende von “Ayla” enttäuscht ist, das doch gerade mitten im Spannungsrausch abbricht, wird spätestens zum Finale der Platte mit “Unknown” und “Grew Up At Midnight” mit der vollen Entfaltung des weltverdrossenen Ambientes entschädigt. Man kann nur hoffen, dass es sich nicht als Nachteil für die Maccabees entpuppen wird, dass sich auf “Given To The Wild” weniger jubilierende Melodien finden als bisher, weshalb ein Indie-Disco-Ohrwurm vergeblich auf sich warten lässt. Stattdessen sollten die Hörer ein Verständnis dafür entwickeln, dass hier ein Gesamtkunstwerk entstanden ist, das es nicht verdient hat, aufgrund seiner düsteren, dafür umso epischeren Klangsphären im Schatten seiner Vorgänger zu stehen.