Bleibt man im Bild, dann haben Abigail Williams zwar das nötige Material und einen Bauplan, aber kein Ingenieurswissen und keine architektonische Vision. “Becoming”, das dritte Album der Amerikaner, bildet eine Band ab, die sich seit ihrer Gründung 2004 – auch wegen zahlreicher Besetzungswechsel – stilistisch zwischen Symphonic Black Metal, Death Metal und Metalcore nie ganz gefunden hat und nun ihr Heil in einem angesagten Mix aus Postrock und Black Metal sucht. Handwerklich klappt das recht gut, im Opener “Ascension Sickness” weht eingangs der Wind, dann sägen die Black-Metal-Gitarren und Sänger Ken Sorceron keift aus dem Hintergrund, bevor sich weite Gitarrenflächen vor dem Ohr des Hörers auftun. Nur verfügen Abigail Williams über keine schlüssige Idee, um diese Versatzstücke zu einem atmosphärischen Ganzen zu verbinden. Hinzu kommt, dass “Becoming” 55 Minuten Spielzeit auf nur sechs Songs verteilt, womit das Album und einige der Stücke deutlich zu lang sind – im abschließenden 17-Minuten-Epos “Beyond The Veil” versumpft die Dramaturgie in unnötig in die Länge gezogenen Ein-, Aus- und Überleitungen. Die großen Ambitionen scheitern letztlich an der Unentschlossenheit der Band: Auf seifige Metal-Keyboards verzichtet sie zwar größtenteils, die häufigen Streicher-Einsätze erinnern aber doch stärker an Cradle Of Filth als an die Natur-Mystik von Wolves In The Throne Room. An deren Originalität sollten Abigail Williams sich ein Beispiel nehmen. Oder eben genau das nicht mehr.