Immerhin tun sie gar nicht mehr wie die rauchige Rockband von früher, sondern legen gleich zu Beginn auf den Tisch, worum es sieben Jahre nach “Bleed Like Me” geht: “Automatic Systematic Habit” ist eine durchchoreografierte Rollerdisco voller plump hallender Effekte, Grinsebeat und einem Refrain, der gefühlt nach zwei Sekunden einsetzt und gar nicht mehr aufhört. “I won’t be your dirty little secret”, singt Shirley Manson, als hätte sie ihr Englisch zusammen mit der rauchigen Rachestimmung aus dem Automaten gezogen; alles ist so überproduziert, als hätten statt Butch Vig die Kaulitz-Zwillinge im Studio gespielt. Zum Glück ist damit die größte Vollkatastrophe auf “Not Your Kind Of People” überstanden, aber vom übertrieben glitschig-glatten Sound, den nervtötenden Und-jetzt-alle-Refrains und den überholten Kinkerlitzchen wollen Garbage auch danach nicht lassen. “Blood For Poppies” ist ein krudes Ska-Stück, der Titelsong räkelt sich verächtlich in der Luft, im zackigen “Man On A Wire” stecken eine gute Ladung Spielfreude und ehrliche Keckheit, “Beloved Freak” gibt die schöne Ballade für die Abseitigen. Die Krux ist: Bevor Garbage sie durch 100 poröse Schläuche und 90er-Jahre-Echogeräte jagen, sind das gar keine schlechten Songs. Nur überleben die schönsten Melodien und vielversprechendsten Refrains nicht, wenn man sie so weit über die Schmerzgrenze aufbläst, bis sie sich als bewegungsunfähige Super-Gen-Ohrwürmer auf dem Boden winden. Manchmal ist es humaner, kurz und schmerzlos draufzutreten. Garbage müssten das eigentlich wissen.
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