Sogar eins, das sich ziemlich ähnlich sieht: Nicht Fisch, Widder oder Stier sind es, die Kasher durch seine 13 Songs scheucht, sondern – der Titel lässt es erahnen – die Zwillinge. In Kashers wilder Welt aus Kunst und Religion unterscheiden sich die Protagonisten dabei ausschließlich in ihrem Charakter: Cassius, der gute, und Pollock, der böse Zwilling. Die Brüder treffen sich erstmals seit der bei Geburt vollzogenen Trennung zufällig wieder, umringt von Engelchen, Teufelchen und anderen Fabelwesen. Klar, dass es dabei drunter und drüber geht. Und Kasher, der die Songs streng chronologisch nach ihrer Entstehung anordnete, ist mittendrin. Das ist nicht nur für ihn sehr anstrengend, sondern auch für die sonst überwiegend sanft in den Schlaf gewogene Saddle-Creek-Gemeinde, die bei diesem Husarenritt sicher atemlos aus dem Sattel kippt. Kasher könnte das egaler nicht sein, schließlich geht es ihm nicht um die Gunst der Fans, sondern um künstlerische Erfüllung. Folglich verschwindet auf “I Am Gemini” die Grenze zwischen Musik und Theater, zwischen Slapstick, Klamauk und Tragödie wie ein in Sand geritzter Liebesschwur in der Gischt, und es ist durchaus denkbar, dass Kashers Album eines Tages als Bühnenstück seine Auferstehung feiert. Dabei wäre er nicht nur erste Wahl für die Rolle des Regisseurs, sondern sicher auch der ideale Pollock. Fragt sich nur, ob jetzt noch einer mit ihm verwandt sein will.
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