Ganz einfach so weitermachen, als wäre nichts gewesen, will die Band aber nicht. “Mainline” pendelt mit schnellen Gitarren und trockenem Schlagzeug zwischen Aufregung und Freude und schließt in 60 Sekunden Frieden mit allen, die den Split 2006 als Vertrauensbruch aufgefasst hatten. Das machen andere Bands natürlich genau so. Weil für Hot Water Music aber eine besonders enge Beziehung zu ihren Fans auf dem Spiel steht, und sie dabei unverkrampft und ehrlich klingen, ist es völlig in Ordnung, dass sie zunächst Wiedergutmachungsarbeit leisten. Danach lässt sich die Band nichts mehr von ihrer zwischenzeitlichen Abwesenheit anmerken. “Take No Prisoners” hätte Chuck Ragan schon zu Anfang des neuen Jahrtausends so gesungen. Mit seinem Freund Chris Wollard teilt er sich endlich wieder die erste Reihe der Band, nachdem er den Solo-Vergleich der letzten Jahre um eine Bartlänge gewonnen hat. Hot Water Music haben nach außen oft wie Ragans Band gewirkt, spätestens mit dem The Draft-Debüt “In A Million Pieces” dürfte aber jedem klar geworden sein, dass der unscheinbare Wollard nicht nur ein hervorragender Gitarrentüftler ist, sondern der stille Verantwortliche für das nüchterne Selbstverständnis in den Songs der Punkrock-Lieblinge aus Gainesville. Zusammen sind die beiden Sänger so gut wie zuletzt vor zehn Jahren. “Exister” knüpft an “Caution” an und übertrifft The Draft – zum Glück für Ragan. Wo die vorausgegangene Comeback-Seven-Inch “The Fire, The Steel, The Thread/Adds Up To Nothing” noch nach der vorsichtigen Suche nach der alten Vertrautheit wiedervereinter Freunde klang, spielen Hot Water Music mit “Exister” so furios drauflos, als hätten sie nie an ihrem Können gezweifelt. “State Of Grace” verbindet die Durchschlagskraft von “Remedy” mit der Verspieltheit von “Trusty Chords”. “No End Left In Sight” marschiert durch die Straßen, Wollard läuft vorne weg, packt unterwegs alle ein und bleibt selbst dann nicht stehen, wenn die Gitarren kurz vor Ende des Songs den Asphalt aufreißen. “Drag My Body” – eine der größten Hymnen auf “Exister” – wird zur jazzig-rasenden Fingerübung von Jason Black, der seine Auffassung eines Punkrock-Bassisten mit entwaffnender Präzision unterstreicht. Hot Water Music finden also zu sich, den großen Melodien und den kleinen Geschichten über Freundschaft. Sie singen, rufen, schreien und beweisen, dass Musik vor allem eine Herzensangelegenheit ist. Endlich wieder.
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