Bonnie Prince Billy und Trembling Bells stehen für sehr unterschiedliche Folkrock-Ansätze: Billy stammt aus Kentucky und hat in den letzten vier Jahren überwiegend Songs geschrieben, die man sich auch von alten Männern auf der Veranda eines weißen Holzhäuschens vorsingen lassen würde. Trembling Bells stammen aus Glasgow und haben sich mit bisher drei Alben in britische Folk-Forschungsarbeiten gestürzt, die lange vor den Jahren ansetzen, in denen Led Zeppelin solche Musik mit frühen Heavy-Metal-Ideen bekannt gemacht haben. Gemeinsam haben die Lieder der an “The Marble Downs” mitwirkenden Musiker, dass sie oft wie Traditionals klingen, obwohl sie meistens keine sind, und die größte Überraschung an der Platte ist deshalb, dass sie sich als ganz normales Rockalbum hören lässt, wenn man will. Die Gitarren sind fast immer elektrisch und häufig verzerrt, die Geschichten handeln von Ferraris und Sex genauso wie von klassischem Folkrock-Mord-und-Totschlag, und der bei Trembling Bells sonst sehr exaltierte Gesang von Lavinia Blackwall bleibt ausdrucksstark, ordnet sich aber mannschaftsdienlich in die Songs ein. Natürlich kommt trotzdem auf jeden modernen Moment mindestens einer, den auch “Beowulf” vor 1.200 Jahren nach einer Burgeroberung erlebt haben könnte. Auf The Marble Downs wirkt diese Kombination eher einladend als abschreckend und in den besten Songs schlüssiger als man glauben kann. Vervollständigt wird das Album durch eine ungewöhnlich liebevoll aufbereitete Verpackung und ein Booklet mit schönen Sodom-und-Gomorra-Zeichnungen.
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