Das Cover von “Sorrow & Extinction” ist irreführend, es könnte auch zu einer Progband aus den 70ern gehören. Aber hinter dem spacig-kitschigen Etwas verbirgt sich diesmal Doom. Der klassische, sphärische Doom von Pallbearer, Newcomern im Metier der tiefen Töne, großen Riffs und langen Songs. Ein Genre mit Tradition, eingeleitet durch das Debüt von Black Sabbath 1970, von Pentagram, Saint Vitus und Candlemass in den 80ern weitergeführt. Deshalb besteht für Pallbearer keinerlei Grund, den Altar mit sparsamen Mitteln zu dekorieren. Die Band aus Little Rock/Arkansas geht den ganzen Weg, sie kleckert nicht, sie klotzt. Fünf Songs mit einer durchschnittlichen Spielzeit von zehn Minuten sind eine Ansage. Wenn schon der alte Vatter Doom herhalten muss, dann richtig, dann so massiv und pfundschwer, wie es nur geht. Die Gitarren bilden das tonnenschwere Fundament, sie sind gnadenlos tief gestimmt, sodass das Schlagzeug geradezu raschelt. Den Kontrast dazu stellt Sänger und Gitarrist Brett Campbell her. Seine Stimme ist hell, wenn er auch kein Messiah Marcolin ist. Zum Anfüttern der Songs trauen sich gar akustische Gitarren ins Dickicht, bloß um platt gewalzt zu werden. Die herrlich vor sich hin grollenden Songs auf “Sorrow & Extinction” besitzen also etwas Meditatives, ähnlich wie bei Sleep und Om. Doch daneben schwingt immer etwas Triumphales mit. Als könne man, im Morast feststeckend, den Sonnenaufgang über schneebedeckten Berggipfeln sehen. Oder sagen wir so: “Sorrow & Extinction” ist eine Keule mit fein ziselierten Schnitzereien, ein Instrument, mit dem man jemanden ganz sanft zu Tode prügeln könnte.
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