Neulich passiert: Besuch war da, und weil nichts Besseres rumlag, lief “Merriweather Post Pavilion”. Am Ende des Abends stand das Unbehagen: Animal Collective als Hintergrundmusik? Klar, man kann sie auch weiterhin als Trip hören. Aber in den drei Jahren seit “Merriweather” hat sich in der Indie-Welt viel getan. Animal Collective haben Standards gesetzt: Was 2009 noch außen war, ist heute innen. Gut so, denn so gelang der Gruppe der Durchbruch. Aber es ist schon wünschenswert, dass nun etwas Gewaltiges folgt. Etwas, dass die Eiswürfel in den Cocktails sprengt. Schön, dass Animal Collective genau so dachten. Eine Live-Band wollten sie wieder sein, Panda Bear entstaubte seine Drums und kloppt wieder auf den Dingern, statt sie in den Orbit zu jagen. Wunderbar, in “Father Time” wieder echte Crash-Becken zu hören und bei “Todays Supernatura” die ganze Hyperaktivität dieses Rhythmus-Freaks zu erleben. Neu in diesem Kontext: Echte Industrial-Einflüsse. Wenn Blixa Bargeld “Centipede Hz” hört, kauft er sich glatt ein Haus in Baltimore. Dass Panda Bear dafür an der sonstigen Klanggestaltung weniger beteiligt war, steckt das Album locker weg: Avey Tare singt seine komplexen Harmonien lässiger denn je, doch seine Stimme hat hier wieder mehr Biss. Es darf auch mal rau klingen, wenn er – wie gewohnt – Brians Wilsons Visionen in Taschenbuchversionen herausbringt und in “Mercury Man” den hibbeligen Postpunk von XTC ins 21. Jahrhundert holt. Wer dachte, “Merriweather Post Pavilion” stehe für den Aufbruch von Animal Collective in den digitalen Individualismus, hat sich getäuscht: “Centipede Hz” ist musikalisches Team-Sudoku mit höchstem Schwierigkeitsgrad.
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