Nach Umbesetzungen, der Krebserkrankung von Gitarrist Euroboy und einer Erholungspause im Jahr 2009 schien mit dem Ausstieg von Sänger Hank von Helvete 2010 das endgültige Ende der norwegischen Death Punks gekommen. Sexual Harassment ist der unerwartete Gegenbeweis, den Turbonegro mit ihrer B-Mannschaft antreten: Keyboarder und Gitarrist Pål Pot Pamparius ist nur noch Teilzeitmitglied, Gitarrist Rune Rebellion genau darum von seiner musikalischen Altersteilzeit hinter den Kulissen zurück. Auf dem Drum-Stuhl saß noch bis vor Kurzem der ehemalige Drum- und Gitarrentechniker der Band, Tommy Manboy. Und am Mikro steht mit Tony Sylvester nicht in erster Linie der Ex-Sänger der Dukes Of Nothing, sondern der Ex-Präsident der Turbojugend London und Ex-Turbonegro-Pressesprecher Englands. Vor diesem bewegten Hintergrund ist “Sexual Harassment” ein erstaunlich homogenes Album, das wie sein Vorgänger “Retox” die Synthese des Glam- und Hardrock von Party Animals und dem gemäßigteren Death Punk von Scandinavian Leather wagt. Dazu trägt Sylvester mit Straßenköter-Stimme die Turbo-typischen Schmutz- und Düster-Fantasien aus der Unterhose und -welt des RocknRoll vor – ohne dabei das Charisma seines Vorgängers zu entwickeln. “Hello Darkness” oder “Tight Jeans Loose Leash” sind deshalb aber noch keine Pflichtbekenntnisse, “Dude Without A Face” fügt der Band als atmosphärisches Death-Punk-Horrormärchen sogar eine Nuance hinzu. Trotzdem bleibt das Gefühl: Für Turbonegro ist diese souveräne Selbstkopie zu wenig.
weitere Platten
Rocknroll Machine
VÖ: 02.02.2018
Retox
VÖ: 15.06.2007
Party Animals
VÖ: 09.05.2005
Scandinavian Leather
VÖ: 28.04.2003
Alpha Motherfuckers (Turbonegro-Tribute)
VÖ: 18.06.2001
Apocalypse Dudes
VÖ: 01.12.1998
Ass Cobra
VÖ: 05.05.1996
Never Is Forever
VÖ: 01.03.1994
Hot Cars And Spent Contraceptives
VÖ: 01.03.1992