Spektor singt streng genommen keinen schlechten Song auf ihrer sechsten Platte, alles ist gewollt und gekonnt, manches auch ganz schön glatt für eine Frau, die mit dem Ex-Gitarristen der Moldy Peaches verheiratet ist. Es passiert allerdings etwas auf “What We Saw From The Cheap Seats”, das sich am besten mit einem Torwart vergleichen lässt, der den schlechtesten Tag seiner Karriere erwischt hat; es gibt Aussetzer, erst einen, dann noch einen und irgendwann so viele, dass man Angst davor bekommt, wie Spektor wohl den nächsten Song versieben wird. In “Oh Marcello” kommt die womöglich schlechtplatzierteste Human Beatbox der Musikgeschichte zum Einsatz – nachdem sich das Stück schon den Refrain von Nina Simones “Don’t Let Me Be Misunderstood” geklaut hat. “The Party” hat eine Mundtrompete, immer eine schlechte Idee, und “All The Rowboats” kann auch mit gurkigen Bonnie-Tyler-Drums nicht von seiner Major-Tom-Haftigkeit ablenken. Das alles soll “What We Saw From The Cheap Seats” exzentrisch machen, es ist aber in erster Linie albern und beißt sich mit einem betont korrekten Stück wie “Ballad Of A Politican”, das die Nutten von der Straße holen will. Drum herum ist Spektors Talent als lautmalerische Pianistin immer wieder erkennbar. Sie wird einem nie so nahe kommen wie Fiona Apple und nie so kalt die kalte Schulter zeigen wie Rufus Wainwright, aber dem richtigen Song kann sie mit wenigen Handgriffen die Kehle zuschnüren – und dann im Fall von “Open” das letzte Röcheln ihrer Protagonistin zum Percussion-Instrument machen.
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