“Gut” klingt in etwa so euphorisch wie “nett”. Es ist kein Ausdruck, mit dem man überwältigende Freude beschreibt. Es ist eher der Ausdruck dafür, wenn jemand alles richtig gemacht hat, ohne mit seinen Taten in völlige Verzückung zu versetzen. Gut ist gut ist gut. Und das ist “Lonerism”. Leider aber nicht wesentlich mehr. Was man aber denken könnte und erwarten müsste, wenn man so eine fantastische Vorab-Single wie “Elephant” vorgesetzt bekommt. Doch die ist mit ihrem catchy Glamrock-Stomp nicht unbedingt stellvertretend für “Lonerism”. Das ist ziemlich schade, denn der Song ist ein wahrhaftiger Höhepunkt und um einiges souveräner auf den Punkt gebracht als der Rest des Albums. Mehr Elephants hätten “Lonerism” gut getan. Aber letztendlich stecken wir nicht drin in den Visionen und Vorstellungen des Frontmanns Kevin Parker. Auf der Bühne mögen Tame Impala eine Band sein, im Studio wächst alles auf Parkers Mist. Er nimmt auf, produziert, schreibt die Songs, spielt die Instrumente ein und singt mit diesem leicht John–Lennon-haften in der Stimme. Nur für den Mix, da hat er sich Dave Fridman geholt. Weil der ja sonst mit den Flaming Lips und MGMT im Studio rumhängt, war das natürlich naheliegend. Die zwölf neuen, nicht selten vor sich hin fließenden, rauschenden und verträumt rumsäuselnden Songs hat Parker in Studios, Flugzeugen, Hotels und Wohnzimmern rund um den Globus aufgenommen. Wenn man a) einen vernünftigen Laptop, b) das richtige Equipment und c) Ahnung hat, dann funktioniert das. Hatte es ja bereits vor zwei Jahren auf dem Vorgänger “Innerspeaker”. “Lonerism” klingt eindeutig wie sein Bruder. Immer noch hört sich das Schlagzeug an wie auf feuchten Pappkartons gespielt, während es mit dem Bass meist einen smoothen Groove aufrechterhält. Dazwischen parkt Parker diverse antike Tasteninstrumente mit retrofuturistischen Sounds und allerhand farbenfrohe Wandteppiche aus Gitarren. Ein Schaulaufen der Effekte, die Tame Impala die klangliche Fülle verleihen, die eine Psychedelic-Rock-Band im Idealfall mit sich bringen sollte. Ein immerzu im Hintergrund kursierender Vocal-Loop unterwandert den Opener “Be Above It”. “Endors Toi” klingt nach einem Strandausflug auf LSD an einem grauen Tag. Schwer und sehr analog klingende Klaviere bewohnen “Apocalypse Dreams”, es ist einer von vielen Songs auf “Lonerism”, die zur genauen Erkundung einladen. Diejenigen, die gern kleine Umwege in Kauf nehmen, wird das glücklich machen, alle andere dürfen sich auf Single-Edits freuen.