Das zweite Album von PS I Love You aus Kingston in Kanada beginnt mit zweieinhalb Minuten Becken-Zischen aus der Tiefe, dazu klirren Gitarren aneinander wie sonst nur Wellen brechen, also ziemlich gruselig und ungeeignet für Menschen, die sich vom Spiegel sowieso schon beobachtet fühlen. Saulnier ist einer von diesen Menschen, und er hat jetzt keine Angst mehr, das auch zuzugeben. “Sleeping in the van with a knife in my hand/ This is the worst week of my life”. Seine Stimme überschlägt sich, und er klingt wie eine Mischung aus Modest Mouses Isaac Brock und Jack White nach zwei Schlaganfällen. “Death Dreams” ist manisch und einnehmend, die Laune der Songs schwingt so schnell um, dass ein Stimmungsring nicht wüsste, welche Farbe er als nächstes annehmen soll. Saulnier wühlt sich hektisch durch das Chaos seines Schlafzimmers, die Instrumente spielen in der Tiefgarage darunter. Ob es bei den Kanadiern an der Faulheit oder am Feingefühl liegt, dass ihre Songs immer kurz bevor sie ins Absurde rutschen können, enden, lässt sich schwer sagen. In seinen wenigen klaren Momenten könnte “Death Dreams” jedenfalls auch ein kaputtes Telekinesis-Album sein. “Sentimental Dishes” ist ein Rocksong mit Gedulds-Aussetzern, “Toronto” spielt Punk durchs Fuzz-Pedal. “Future Dontcare” macht genau das, wonach es sich anhört. Wenn PS I Love You mit “First Contact” raus ins Tageslicht treten und die Gitarren mit offenem Verdeck über die Route One rasen, ist das wie der Ablauf eines Wes Anderson-Films: zuerst verwirrend und am Ende irgendwie beruhigend.
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