Klar, den vielleicht größten Anteil an ihrem unverwechselbaren Klang hat keines der Bandmitglieder, denn die Art, in der Steve Albini Neurosis aufnimmt, entblößt jedes Instrument maximal. Jedes Knarzen, jedes Scheppern, jede Dissonanz findet hier ihren Platz, die Schlagzeugräume sind riesig, die Gitarren selten auf den gleichen Kammerton gestimmt, und die akustischen Abfallprodukte, die Produzenten mithin peinlich genau eliminieren, machen viel von dem aus, was “Honor Found In Decay” zu einem weiteren dieser Neurosis-Brocken macht, die ihresgleichen suchen. Und dann sind da diese abgrundtiefen, mystischen Songgebilde, metaphernreich und düster zwischen herausgeschriener Depression und Schamanenbeschwörung verkantet. Auf ihrer Suche nach musikalischer Trance befinden sich Neurosis auf “Honor Found In Decay” in einer verlassenen, postapokalyptischen Welt, in der nichts bleibt als der Rückzug in archaische Bildwelten. Das ständige Wechseln zwischen brutalem Zeitlupen-Noise und folkloristischen Miniaturen entwickelt schnell ein bildliches Eigenleben im Kopf des Hörers. Auch im Jahr 27 von Neurosis ist die große dramatische Geste in Form von zehnminütigen Crescendi immer noch das Mittel der Wahl in ihrem Kosmos, dennoch vermeidet die Band Theatralik wie der Teufel das Weihwasser. Alles kommt tief aus diesen fünf Veteranen der Seelenwanderung. Denn Neurosis sind keine Band, die etwas aufnimmt, weil es mal wieder an der Zeit ist. Hier lag das dringende Bedürfnis vor, ein neues, den Stamm erdendes Statement zu machen.
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Drei Rereleases
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Given To The Rising
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Through Silver In Blood
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