In der Turnhalle ist es dunkel, nur die Discokugel rotiert Lichtreflexe über den Boden, auf dem sich junge Menschen mit Zahnspangen und unglücklichen Proportionen schwitzig umarmen. Und aus den Boxen schwebt “Battle Born” über sie alle. Wäre das vierte Album der Killers aus Las Vegas nur dieser Soundtrack zu sämtlichen Filmen der 80er, in denen Teenies sich auf den ersten Tag an ihrer neuen Schule freuen, bis sie von fiesen Rowdys geschubst werden, sich in Inlinerfahrer verlieben, ungerecht zu ihren ungerechten Eltern sind, Freunde in Latzhosen verprellen und Neonarmbänder aus Läden klauen, um dann am Ende doch auf dem Abschlussball zu landen, dann wäre das schon wunderbar. Aber es ist mehr als Synthies und künstliches Schlagzeug und ehrlich kitschige Gefühle, für die Brandon Flowers eigentlich doppelt zu alt sein müsste. “Battle Born” ist zutiefst amerikanischer Rock, manchmal Country, geschmückt mit den Federn der Killers, aber nicht verfälscht davon. “The Rising Tide” hat das hohlste Gitarrensolo des Jahres, “Here With Me” singt er mich zitterndem Kinn und Hand auf dem Herzen, in “From Here On Out” spielt jemand wirklich von Hand. Nichts für DJs von heute, aber alles für Pyjamapartys mit Popcorn und grandios pathetischen Texten zum Mitsingen. “Pick me out to be/ A dark horse running in a fantasy.” Das Wichtige ist, dass die Killers nicht nur in die aufschlagenden Refrains, die Trommelwirbel und die Chöre der 80er tauchen, sondern dabei so wenig Ironie verstehen wie liebeskranke 14-Jährige. Das muss man sich heute erst mal trauen.
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