Der beste Clinic-Track überhaupt heißt “Distortions”, befindet sich auf dem Debütalbum “Internal Wrangler” und sorgte im Jahr 2000 dafür, dass die Zukunft des Indierock einen Monat lang in hoffnungsvollem Blau schimmerte. Diese Band hatte einen Klang gefunden, der geisterhafte Kühle mit Schwermut und Romantik kombinierte. Wenn man Clinic von der Leine ließ, spielten sie Surfrock für Gespenster. Zwölf Jahre später erscheint das siebte Album der Band. Sie spielt noch immer in Originalbesetzung, Fotos ohne OP-Masken gibt es weiterhin keine, und Sänger Ade Blackburn hat seine nölige Stimme behalten: Wie ein Teenager, der keinen Bock hat, zu Oma zu fahren, und sich auf der Autofahrt dorthin in eine andere Welt summt. Wenn eine Band wie Clinic trotz des überschaubaren Erfolgs einfach nicht aufhört, darf man sich die Frage stellen, ob diese siebte Platte das Zeug dazu hat, ihre bisher beste zu sein. Die Antwort: leider nein. Die Band lässt die neuen Songs digitaler klingen. Dabei geholfen hat der derzeit in Pop-Avantgarde-Kreisen sehr angesagte Klangexperte Daniel Lopatin, dessen Projekt Oneohtrix Point Never mit “Replica” eines der spannendsten Electro-Alben des vergangenen Jahres aufgenommen hat. Er lag richtig damit, Clinic einen Computersound aus einer Zeit zu verpassen, als Monitore groß wie Aquarien waren. Songs wie “Misty” funktionieren prächtig, “BBC2 10pm(Rpt)” klingt wie ein verloren gegangener Klassiker aus der Anfangszeit des Mute-Labels. Leider klingt “Free Reign” jedoch schwach, sobald Clinic die Strenge vernachlässigen: Aus der Hüfte geschossene Tracks bekommen sie nicht hin.
weitere Platten
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Do It
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Winchester Cathedral
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Walking With Thee
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Internal Wrangler
VÖ: 02.05.2000