Als im August 1988 das N.W.A-Debüt “Straight Outta Compton” veröffentlicht wurde und den Gangsta-Rap auf eine neue Stufe der Gemeingefährlichkeit hob, war Kendrick Lamar 14 Monate alt. Als im November 2010 die Kanye-West-Platte “My Beautiful Dark Twisted Fantasy” erschien und zur bis heute gültigen Größenwahn-Messlatte für HipHop wurde, hatte er gerade sein erstes Mixtape unter eigenem Namen fertig. “Good Kid, M.A.A.D City” ist nun Lamars Debütalbum und die Platte, die das Meiste dazwischen abdeckt. Es gibt die Snare-Drum-Knatterbeats, auf denen Lil Wayne zum Millionär geworden ist, großzügig aus alten Soulsongs ausgeschnittene Samples, wie sie sowohl im Conscious-Rap als auch bei den talentierteren Wu-Tang-MCs beliebt sind – und es gibt sogar eine Beach-House-Slidegitarre, die “Good Kid” kurz in die Nähe der düsteren R.-Kelly-Gegenentwürfe von The Weeknd rückt. Lamar hält das alles zusammen als ungewöhnlich akrobatischer Rapper und mit einer Geschichte übers Erwachsenwerden, die er autobiografisch prägt, aber universell verständlich erzählt. Sein Album ist Gangsta-Rap und kritische Auseinandersetzung damit, eine Genreplatte sozusagen, die ihr Schlachtfeld und sich selbst von innen und außen gleichzeitig betrachtet. Das klingt kompliziert und ist es auch, aber vor allem reißt es mit: in “Backseat Freestyle” zum Beispiel, das technisch atemberaubend und textlich stumpf die ersten Reimversuche von Lamar simuliert, und darüber hinaus zur größten Battlerap-Planierraupe des Jahres wird.
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