Gemma Ray
Down Baby Down
Text: Britta Helm
Sie selbst nennt, was sie hier macht, Fantasy Soundtracks, es kommt auf dasselbe heraus. In den zehn Songs in unter einer halben Stunde singt Gemma Ray nur wenig, sie spielt lieber Gitarre, Clavioline, Zither, Glockenspiel und Melodica, lässt leise Beats schlagen und laut orgeln. Dass bei der Engländerin kein neues Album so klingt wie das alte davor, ist inzwischen bekannt, und so hat “Down Baby Down” nur noch wenig mit dem bodenklebenden Blues oder dem niedlich düsteren Pop von früher zu tun. Stattdessen steckt Ray ihre Instrumente und ihre träge Melancholie in Songs, die klingen, als wäre Quentin Tarantinos Liebesleben gerade kompliziert. Der flotte 60s-Charme ist da, aber er verzieht sich immer wieder unter die Bettdecke, allein, um nachdenklich die Augen zuzumachen. Rays Walzer halten sich zurück, das Surren und Klimpern und Klopfen klingt warm und handgemacht und doch nicht so, als wäre der Mensch dahinter jetzt gerade wichtig. Texte brauchen solche Songs nicht, weil auch in den Filmen dazu jetzt niemand reden, sondern nur stumm an nächtlichen Straßenecken stehen oder aus Zugfenstern schauen würde, und wenn Ray trotzdem mal singt, dann haucht sie eher, als wäre sie die junge Jane Birkin. In “Say You Love Me” sind immerhin Worte zu verstehen, sie klingen so creepy wie traurig resigniert. Gemma Ray ist nicht die Rächerin, die ihre Feinde abmetzelt, sondern die Unbekannte im Halbdunkel, die auch dann noch unbeirrt weiterspielt, wenn ihr Blut und Gewebefetzen das hübsche Kleid versauen. Und am Ende werden alle fragen, wer sie war.
weitere Platten
Gemma Ray & The Death Bell Gang
VÖ: 20.01.2023
The Exodus Suite
VÖ: 20.05.2016
It's A Shame About Gemma Ray
VÖ: 25.06.2010