Das muss Ende der 60er gewesen sein, als große Songwriter vor allem in den USA begannen, klassische Stile zu koppeln und Genres wie Country-Soul geboren wurden. Den Soul hat der große, bärtige Matthew E. White verinnerlicht. Er ist Crooner, Arrangeur, Gitarrist und Vorsteher. Er hält auf “Big Inner”, dieser erstaunlichen Reise in Whites Inneres, die Zügel in der Hand. Und davon gibt es einige, denn Spacebomb, Whites Hausband mit vielen exzellenten Musikern (unter anderen Megafauns Phil Cook am Keyboard), zählt zahlreiche Köpfe, selbst wenn man den Gospelchor im letzten Song nicht mitrechnet. Auf “Big Inner” kommt alles zusammen, was man von einem Hippie-Sohn wie White, aufgewachsen in Manila und Virginia Beach, erwartet. Musik für zu spät geborene, hoffnungslos verheddert in der Schönheit des 60s- und 70s-Rock. In nur sieben Songs reisen White und Band durch ein unermessliches Repertoire. Der Südstaaten-Soul von Allen Toussaint und der psychedelische von Curtis Mayfield treffen auf die großen Orchestrierungen und das schwere Piano von Randy Newman, abgeschmeckt sogar mit brasilianischer Volksmusik und letztlich zusammengeführt in der pinkfarbenen Scheune, in der The Band ihr Debütalbum aufgenommen haben. Nein, es ist kein Zufall, dass durch “Gone Away”, geschrieben in der Nacht, in der Whites Cousin starb, Echos des Band-Songs “The Weight” hallen. Doch melancholische Schwermut wischt White mit sonnendurchfluteten Arrangements weg, und im zehnminütigen Finale “Brazos” fährt er alles auf, was sein Dachboden und die Hausband tragen können. Meisterhaft.
weitere Platten
Gentlewoman, Ruby Man
VÖ: 13.01.2017
Fresh Blood
VÖ: 06.03.2015