Goodbye Fairground
I Started With The Best Intentions
Text: Britta Helm
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die moderneren Städte des Ruhrgebiets junge Leute so schnell altern lassen, dass sie mit Mitte 20 schon klingen wie nach drei Jahrzehnten Touren, harten Böden, schlaffen Bäuchen und bedauerlichen Entscheidungen? (Wir natürlich.) Benjamin Bruns ist eigentlich noch ganz gut beisammen, trotzdem feiern er und seine Band auf ihrem zweiten Album den Ausbruch aus dem spießigen Leben in Ehe und Reihenhaus und den anschließenden Selbstfindungstrip ihres (vermutlich) erfundenen Protagonisten, als hätten sie selbst schon so einige Midlife-Crises überstanden, und jetzt noch mal den richtig dicken Vertrag auf dem Rücksitz. Goodbye Fairground liefern also ab: Hymne auf Hymne, Gitarrensolos hinter jedem Vorsprung, Chöre, Chöre, Chöre. Wenn Benjamin Booze has created this voice Bruns alleine singt, dann so rau und romantisch wie seine Idole (Against Me!, The Gaslight Anthem, Alkohol) und noch drei Meilen übers Ziel hinaus. So eine Stimme muss man sich erst mal antrainieren, aber dann kann man das Flüstern und Knödeln zwischendurch auch lassen. “I Started With The Best Intentions” prescht und poppt und dudelt, als gelte es, eine Punkparty überfütterter Azubis ganz alleine durchzubringen. Ständig passiert alles auf einmal, und auch wenn Ambitionen grundsätzlich immer super sind, sich mit Goodbye Fairground sicher einige Festivals stilvoll eröffnen lassen und das alles jeweils einen Song lang bei jedem Song Spaß macht, hält das auf Dauer nur durch, wer entweder wirklich Mitte 40 und mit allen Wassern gewaschen oder noch komplett frisch ist.
weitere Platten
I Dont Belong Here Anymore
VÖ: 21.10.2016