Irgendwo doomt eine Gitarre, die immer wieder Black-Metal-Riffs andeutet, aber nie so richtig die Zähne zeigt. Das Schlagzeug rumpelt unentschlossen, und der Bass hat sich schon vor längerer Zeit in sumpfige Klangwelten verabschiedet. Wo soll das alles nur hinführen? Die Frage stellt sich besonders bei “One To Oneness”, das den besten Gitarrenmoment und den unangenehmsten, weil breiig zerfließenden Refrain von “Constantinople” in einem Song vereint. Also nichts Halbes und nichts Ganzes, könnte man vorschnell urteilen. Oder genauso gut behaupten, die einfache Instrumentierung auf dem Debütalbum der Kalifornier Ides Of Gemini sei Methode, um Timms Gesang ausreichend Raum zu bieten. Den braucht er so oder so, das Spektrum reicht schließlich von sakralen Höhen (“Martyrium”) bis zu Nico-Referenzen (“Starless Midnight”). Spannend an “Constantinople” ist die Verzahnung von Gesang und Text, mit der Timms ein archaisches Zeitalter zum Leben erweckt und die dunklen Abgründe der Menschheit offenlegt: “I am your lust and debauchery/ Your virgins mean nothing to me/ Ill tear their flesh into my own teeth/ I care not for humanity”, heißt es in “Slain In Spirit”, bevor sie mit “Reaping Golden” Aufstieg und Kleinbeigeben der mythologischen Königin Calafia betrauert. Es lohnt also doch noch, über die dahinsiechende Musik hinweg zu steigen und sich auf die düstere Anziehungskraft von “Constantinople” einzulassen. Dass das alles andere als leicht wird, war ja eh von Anfang an klar.
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