Im fünften Song auf dem vierten Album der Künstlerin aus London gibt es einen Verweis auf Bob Dylans “It Aint Me, Babe”, es ist nicht der einzige Moment, in dem “Once I Was An Eagle” wie auf Großmeister-Platte gebügelt erscheint. Man muss aber auch sagen: Dylan hat nie ein Album wie dieses hier gemacht, und selbst Joni Mitchell, die weiterhin naheliegendste Vergleichs-Sängerin, war auf keiner Platte von Anfang bis Ende so fokussiert und determiniert wie Marling auf Once I Was An Eagle. Das Album beginnt mit fünf Liedern, die fließend ineinander übergehen und in der nervösen Single “Master Hunter” gipfeln. Eigentlich fühlt sich aber die ganze Platte wie ein einziger 63-Minuten-Song mit wiederkehrenden Passagen und Motiven und sowieso immer gleichem Thema an. Marling zerlegt ihr Verhältnis zur Liebe, ihr Eifer dabei ist beinahe wissenschaftlich, die seltsam neutrale, selten aufgewühlte Stimmung auch. “Once I Was An Eagle” sollte offenbar kein Traurige-Frau-mit-Gitarre-Album werden, auch wenn man darauf nichts anderes hört als eine traurige Frau mit Gitarre, gelegentliche Percussion-Einwürfe von Produzent Ethan Johns und das Cello von Ruth de Turberville. Anlehnen kann man sich bei anderen Platten, Antworten und Aufmunterung überlässt Marling den Emos. Ihr Album klingt deshalb automatisch sehr erwachsen und vielleicht auch mal zu abgeklärt in der 57. Minute. Eine Platte, die sich ihr Recht auf Ernsthaftigkeit mit noch mehr Können und Schonungslosigkeit erspielt, muss 2013 aber erst mal jemand machen.
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