“Cerulean Salt” ist eine rudimentäre Platte, viele der Gitarren- und Bassläufe darauf könnte man auch Menschen beibringen, die mit Musikinstrumenten nur in Berührung kommen, wenn sie die Gitarre eines Straßenmusikers kaputt hauen. Für Crutchfield ist das Album aber ein bemerkenswerter Schritt. Nachdem das Waxahatchee-Debüt “American Weekend” letztes Jahr noch eine eingeschneite LoFi-Platte mit Bon Iver-Mythos war, gibt es diesmal elektrische Instrumente und Unterstützung aus der Rhythmusgruppe von Swearin’, der großartigen Garagenrock-Band von Crutchfields Zwillingsschwester Allison. Die Songs auf “Cerulean Salt” bewegen sich deshalb weg vom Folk zu den weniger groß zelebrierten Momenten des 90er-Indierock. Built To Spill und Dinosaur Jr. abseits der nudeligen Songs scheinen durch, außerdem Cat Power in ihrer “Moon Pix”-Phase und Emo-Bands aus der gleichen Zeit, an deren Namen sich nur noch Daniel Matuschke erinnern kann. Crutchfield singt dazu Ausreißergeschichten über das, was einen mit Anfang 20 umtreibt: schlecht geplante Kleinbusreisen, kurzlebige Beziehungen und Angst vor zu viel Festgelegtem. Dass jetzt auch mal jemand aufs Fuzz-Pedal tritt, tut der Unmittelbarkeit und Genauigkeit ihrer Beobachtungen keinen Abbruch. Waxahatchee-Songs handeln nur von ihr selbst, sagt Crutchfield. Dass man sein eigenes Leben darin wiedererkennt, ohne jemals einen Apfelkuchen von einer Fensterbank in Alabama geklaut zu haben, zeigt ihr Talent dafür, das universell Nachempfindbare aus einer persönlichen Geschichte herauszukitzeln.
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