“Not trying to reinvent the wheel/ We keep it simple/ We keep it real”. 85 Sekunden dauert der Opener und alles ist gesagt. Über den Lifestyle von Obey The Brave aus Montreal und über den Stil von “Young Blood”, ihrem Debütalbum. Die zehn Songs (plus Gruselbeats im Zwischenstück) sind weder virtuos noch wortgewandt und im Schnitt drei Minuten lang. Vielleicht sind Sänger Alex Erian die Grindcore- und Deathmetal-Eskapaden seiner alten Band Despised Icon zu Kopf gestiegen. Ganz sicher aber liegt die Punkattitüde von “Young Blood” auch an Erians musikalischer Sozialisation, die in der High School aus den Skatepunk-Urgesteinen von Epitaph bestand. Dank der Horizonterweiterung des weltgrößten Punklabels sind Obey The Brave nun selbst Teil von Epitaph und spielen Metalcore nach Punkmanier: Bei knochentrockenen Abreibungen wie “Self Made”, “Live And Learn” und “Unstoppable” ist kein Breakdown zu lang, kein Solo zu verspielt und keine Aussage zu verkopft. Auch der grobschlächtigste Sporthosenträger soll moshen und shouten: “No heroes/ Just fucking foes/ Thats how it goes”. Fast schon zwangsläufig, dass Scott Vogel von Terror in “Get Real” ein paar Gangshouts beisteuert. Überhaupt: Was für Terror die “Brotherhood”, ist für Obey The Brave das Wörtchen “real”. Alles ist so “real”, dass einem vor lauter inszenierter Authentizität fast der Spaß am Kopfnicken und Fäusterecken vergeht. Dagegen hilft: Nicht zu ernst nehmen und sich freuen, dass “Young Blood” eine Frischzellenkur ist, die der blutleere Metalcore gut gebrauchen kann.
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VÖ: 19.07.2019