Die Legende ist wahrscheinlich ziemlicher Mumpitz. Es heißt, eine Voodoo-Hexe sei vor Jahrhunderten mit ihren Anhängern auf Verheißung alter Schriften in genau den Ort nach Schweden geführt worden, der heute Korpolombolo heißt. In diesem Dorf fanden Goat, ein immer noch alte Voodoo-Traditionen praktizierendes Kollektiv zusammen, um dieses Debütalbum aufzunehmen. Ein lustig daher gesponnener Quatsch, dessen musikalische Zutaten nicht minder munter zusammengepantscht sind, aber eben genau so klingen, wie man es nach dieser Vorgeschichte vermuten könnte. Auf dem Papier hört sich das krude an: mantra-artige Psychedelik, Fuzz-Gitarrenteppiche, Afrobeats mit viel Percussion, Voodoo-Soul, orientalischer Folk, türkische, arabische und astrale Volksmusik, krautige Motorik-Grooves und der Postpunk-Funk von ESG. Die große Kunst von Goat besteht darin, all das so homogen zu vermengen, dass es einen Sinn ergibt. “World Music” klingt trotz aller wild zusammengeklaubten Elemente wahnsinnig stimmig. Goat bedienen sich in halb Europa, kehren immer wieder zurück nach Afrika und lassen von dort nur zu gerne den Blick nach Amerika, in das New Orleans von Voodoo-Priester Dr. John, schweifen. Dabei klingt die Platte wie ein aus der Zeit gefallenes Wunderwerk, das 40 Jahre verschollen war, um nun wiederentdeckt zu werden – zum Zeitpunkt seiner Erschaffung einst verkannt und unentdeckt. Goat ist ihr Experiment grandios gelungen. Man kann kaum glauben, dass es sich hier um ein Debüt handelt, so reif und wissend, so ausgeklügelt, doch impulsiv, fließend und tanzbar ist diese Musik.