Und plötzlich klingt das pfälzische Landau nach großer weiter Welt. Denn das Debüt von Sizarr wirkt überhaupt nicht provinziell, sondern hört sich nach unzähligen, geschickt verwandelten Einflüssen aus drei Jahrzehnten Rockmusik an. Über häufig polyrhythmische, manchmal Tribal-artige, fast immer abgefahrene Beats legen sich geschickt verdrahtete Schichten von Synthie- und Computer-Sounds, die oft undefinierbar, aber immer stimmig sind. Das Schöne daran ist, dass Sizarr in ihren Songs viel Raum lassen – da wird nichts zugekleistert und mit endlosen Patterns zugedeckt, jeder Sound sitzt am rechten Fleck. Zumal – und das ist halt der Vorteil, wenn man einen Laptop-Schieber als Musiker in der Band hat – die Klangwelten äußerst weit gefasst sind; von singenden Sägen über Streicher- und Blechbläser-Arrangements bis zu kauzig klingenden Banjo-Orchestern. Richtig speziell wird Sizarrs Musik durch die schrullig-verträumte, ein klein wenig wehleidig klingende Stimme, die den melancholischen Harmonien das letzte Quäntchen Hoffnung entzieht. Klar, diese Stimme muss man schon mögen, aber hat man sich erst mal an sie gewöhnt, schenkt sie “Psycho Boy Happy” noch einen Extrakick Eigenständigkeit. Sizarr steigen damit auf äußerst hohem Niveau ein, selbst hinter Alben solcher Größen wie The Knife, Console oder Animal Collective müssen sich die besten Songs ihres Debüts nicht verstecken. Zumal sie auch jetzt schon eine gute Liveband sind. Ein echter Tipp also, nicht nur für Jutebeutel-Träger.
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Nurture
VÖ: 27.02.2015