Sieben Wochen genügten, um die schlummernden Hoffnungen auf ein neues Album von Boards Of Canada exponentiell in die Höhe zu treiben. Zum Record Store Day war ein erster Soundschnipsel aufgetaucht, es folgten weitere visuelle und akustische Hinweise. Virales Marketing, das zum letzten Boards-Of-Canada-Album, “The Campfire Headphase” (2005), noch nicht mal erfunden war, für “Tomorrows Harvest” aber ganze Arbeit leistete. Der Mythos um die schottischen Brüder war in den acht Jahren ihrer Abwesenheit schon gewachsen, die sieben Wochen des Hoffens und Rätselns multiplizierten Mythos, Bekanntheitsgrad und Erwartungen noch mal. Da sind sie also wieder und machen eigentlich wenig anders. Sie eröffnen ihr Album mit wenigen harmonischen Tönen, die auch ein Betriebssystem beim Start von sich geben könnte. Danach glückt es Boards Of Canada in 17 Tracks, nie zu sehr in eine Richtung – sei es die Tanzfläche, der zu seichte Ambient oder brachialer TripHop – abzudriften, und das trotz verschiedener Elemente von Industrial über New Wave bis Postrock. “Telepath” vereint warme Klänge mit eiskalter Stimme, “Come To Dust” klingt mindestens am Anfang wie Portishead-TripHop, und “New Seeds” ist mit seinen bedrohlichen Gitarren-Loops und dem unbeirrten Synthie-Beat das klare Highlight auf “Tomorrows Harvest”. Beeindruckend ist das allemal, aber mindestens für das Duo selbst nichts neues. Wenn sie dieses Mal dran bleiben, können sie in zwei Jahren vielleicht die nächste Elektro-Revolution anstoßen.
weitere Platten
The Campfire Headphase
VÖ: 17.10.2005
Geogaddi
VÖ: 13.02.2002
Music Has The Right To Children
VÖ: 20.04.1998