The Builders And The Butchers
Western Medicine
Text: Sascha Krüger
Lange hörte man dem Quintett aus Portland ihren Ursprung an: Rund das ganze erste Jahr ihrer Existenz verbrachten sie in den Einkaufszonen ihrer Heimatstadt und fristeten ein selbst gewähltes Banddasein als Straßenmusiker. Ihren später auch auf stetig größer werdenden Bühnen weiter entwickelten Live-Qualitäten kam das sicher zugute; ihre Alben hatten oft hingegen den Ruch des zu Ursprünglichen und zu Unbehandelten. Mit “Western Medicine” öffnet sich die Band, die von US-Medien gern als “die dunklen geistigen Brüder von Mumford & Sons” beschrieben wird, einem zwar noch immer höchst organischen, zugleich mit vielen für sie neuen Instrumenten aufgehübschten Sound. Da wummern alte Orgeln, bezirzen Streicher, hämmern Klaviere, blasen Tex-Mex-Trompeten, simmern psychedelische Gitarren durch ihren sonst so rudimentären Folk- und Americana-Sound. Den durchweg ausgezeichnet komponierten Songs, in denen viel von Tod, Verfall und ganz allgemein den dunklen Seiten des Daseins die Rede ist, kommt das zupass. Denn es macht ihre Musik aufregender, ohne sie in ihrem Wesen zu verfälschen. Im Mittelpunkt steht weiterhin die leicht nölige, gleichwohl aufregende Melodie-Kapriolen vollführende Stimme von Ryan Sollee, der ein bisschen wie Blues-Sänger Leadbelly auf Ecstasy wirkt. Wer also reichhaltig instrumentierte Folkmusik mit einem stets durchscheinenden düsteren Touch mag, ist mit dieser klanglichen Entdeckungsreise von einem Album sehr gut bedient. Wäre Nick Cave Folkmusiker, er wäre wohl ziemlich stolz auf dieses Werk.
weitere Platten
The Spark
VÖ: 05.05.2017
Dead Reckoning
VÖ: 12.11.2010