Gogol Bordello
Pura Vida Conspiracy
Text: Dennis Drögemüller
Denn all das, was das multinationale Feier-Kollektiv aus New York früher noch halbwegs glaubhaft verkörpert hat, wirkt heute endgültig wie eine sauber inszenierte Pose. Andersartigkeit, Wildheit, osteuropäische Wurzeln – alles nur Werkzeuge im Songschreibe-Kasten, mit deren Hilfe Gogol-Bordello-Standards wie “We Rise Again” oder “Dig Deep Enough” entstehen: Folklore-Intro, Folklore-Midtempo-Groove, melancholischer Pre-Chorus, kurzes Folkpunk-Gerumpel, Fremdsprachen-Einschub und von vorn. Wo sich die Band nicht auf okayem Niveau selbst kopiert, klingt sie auf “Pura Vida Conspiracy” erstaunlich oft sehr amerikanisch: Wenn “It’s The Way You Name Your Ship” den Irish Folk Punk absorbiert, bedienen sich Gogol Bordello dafür nicht bei den Urvätern des Sounds, sondern den Nachfahren aus Boston. Auch den lateinamerikanischen Vibe, der eine Mehrzahl der Songs und allen voran die schmalzige Mariachi-Polka “Malandrino” durchweht, zieht die Truppe spürbar in Richtung Country und Americana. Bei einer Band, die so sehr mit ihrer Internationalität kokettiert, wirkt diese plötzliche Fokussierung auf die westliche Welt seltsam. Vielleicht sind Gogol Bordello die ewige Heimatvertonung auch Leid, mit “Hieroglyph” gehört der deutlichste Gypsy-Song zu den schwächsten der Platte. So spielt “Pura Vida Conspiracy” keine von Gogol Bordellos Stärken aus: Für wilde Bühnenperformances ist die Platte zu mild, als kulturübergreifende Volksmusik einer geeinten Welt zu eindimensional.
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