Hüsker Dü könnten auf Festivals vor Zehntausenden spielen. Sänger Bob Mould erlebt seinen dritten Frühling und füllt Tausenderhallen. Schlagzeuger Grant Hart dagegen konnte auf seiner jüngsten Deutschlandtour seine Gäste per Handschlag begrüßen. Fair ist das nicht. Zumal Hart Autor einiger der besten Hüsker-Dü-Songs ist: “Diana”, “Pink Turns Blue”, “Sorry Somehow” – große Kunst! Doch Hart geriet an Heroin, blieb beinahe auf der Strecke. Immerhin: Nun hat er Rückwind. Das mag am Interesse für Bob Mould liegen, das die Aufmerksamkeit auf die alten Weggefährten lenkt. Nun hätte man sich von Grant Hart eine kompakte Platte mit mitreißendem Indierock gewünscht. Stattdessen kommt “The Argument”, ein Doppelalbum mit 20 Songs, beeinflusst vom sehr langen Gedicht “Paradise Lost” von John Milton. Darin geht es um Leben und Tod, Engel und Teufel, Liebe und Hass. Erste Frage, banger Unterton: Was haben solche Sachen in Indierock-Songs zu suchen? “Morningstar” beginnt mit einem Computerbeat, was die Skepsis noch steigert. Aber dann: Eine tolle Melodie, die in einen großen Chorus aufgeht. Man ist drin in der Platte. Fällt aber gleich wieder raus, weil Hart Songs anbietet, die so sehr nach kraftlosem Bowie klingen, dass man zwei Mal schaut, ob man nicht aus Versehen die Outtakes von “The Next Day” hört. Die Stilvielfalt ist enorm, Sound und Stimme aber dünn. Es funktioniert, wenn Hart wie in “Is The Sky The Limit?” Psychedelia-Hymnen schreibt oder in “Shine, Shine, Shine” den Carnivale-Costello gibt. Mehr Songs dieser Art, und dies wäre ein Geniestreich. So handelt es sich um ein bemühtes Sammelsurium mit drei grandiosen Ausrufezeichen.