Auf ihrem vierten Album zeigen Russian Circles, wie gut sie darin sind, Gefühle zu manipulieren. Aber dieses Mal sind es nicht wie auf den ersten beiden Alben “Station” und “Geneva” Melodien, die Melancholie hervorrufen. Auf “Memorial” verabschieden sich Russian Circles überwiegend vom optimistischen Postrock und begeben sich in eine Richtung, die sich auf dem Vorgängeralbum “Empros” schon angedeutet hatte. “Deficit”, “1777”, “Burial” und “Lebaron” sind düster und beklemmend. Als Postrock geht das nicht mehr durch: Das ist Post Metal, der mit seinen Stimmungen an Doom grenzt. Es fällt schwer, sich den Songs zu entziehen, denn eine der Stärken, die Russian Circles entdeckt und noch weiter ausgebaut haben, ist das Hypnotische an ihrer Musik: Nach dem ruhigen Intro “Memoriam” zerreißt “Deficit” die Luft. Der Schreck sitzt tief, da hilft es wenig, dass sich der Song zwar heftig, aber erst einmal nur langsam dahinschleppt. Das Schlagzeug zieht wenig später an und zerrt sowohl den Rest der Band als auch die Hörer mit einem Snare-Wirbel ins Getümmel, das klingt, als hätten Lightning Bolt den Doom für sich entdeckt. Kurz darauf schaltet der Song wieder um. Nun kommt von der Gitarre ein tief sitzendes, bedrohliches Schrammeln, das die eine oder andere Metalcore-Band in ihren Breakdown einbauen könnte – nur das Russian Circles es als Stilmittel für den restlichen Song verwenden.
Die vollständige Rezension lest ihr in VISIONS Nummer 248 – ab dem 30. Oktober am Kiosk!
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