Jesu
Everyday I Get Closer To The Light From Which I Came
Text: Carsten Sandkämper
Das Problem der gepflegeten Langeweile, das jedes zweite Eigenbrötler-Projekt druchzieht, umschiffte Broadrick durch temporäre Ablenkung. In den vergangenen zweieinhalb Jahren widmete er sich verstärkt dem Phonix aus dem Asche namens Godflesh, remixte Cult Of Luna und Mogwai und werkelte langsam, aber beständig. Herausgekommen sind dabei auf “Everyday I Get Closer To The Light From Which I Came” fünf Songs, die euer Leben für 42 Minuten verlangsamen werden. Klaftertief gestimmte Gitarren, Slomo-Dub-Beats und schmachtende Melodien entfalten sich in elegisch langen Themen. Im zentralen, an der 18-Minuten-Grenze nagenden Stück “The Great Leveller” nimmt Justin K. Broadrick jeden gefangen, der noch ein Herz hat. Was als unprätentiöses Shoegazing beginnt, entfaltet mit einem Mal majestätisch große Klangbilder. Es kommt einem ein wenig so vor, als hätte Broadrick sorgfältig alle überstehenden Kanten und Ecken um die Essenz seiner Songs abgefeilt, so aufregend klingen sie, was angesichts der immanenten Gelassenheit von Jesu schon bemerkenswert ist. “Everyday I Get Closer To The Light From Which I Came” strahlt gleichzeitig so viel Wärme aus, dass es in der kommenden Jahreszeit zu einem sehr guten Freund werden kann. Und während sich Broadrick in “Homesick” nach einem Platz verzehrt, an dem er sein kann, wie er will, denkt man, dass er mit diesem Album genau den für uns geschaffen hat.
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