Schwer zu sagen, warum das zehnte Pearl-Jam-Album nicht so wie erhofft zündet. Versucht man, die Platte politisch herzuleiten, ist “Lightning Bolt” der auf dem Boden der Realität angekommene Widerpart seines Vorgängers “Backspacer” von 2009. Verglichen mit der unbeschwerten, intuitiven Spielfreude jenes Albums, das in der Aufbruchsstimmung zu Beginn von Barack Obamas erster Amtszeit aufgenommen wurde, ist “Lightning Bolt” eine zornigere, resigniertere, vor allem aber kopflastigere Platte. Will man deren Sound auf eine Formel herunterbrechen, oszilliert sie zwischen hymnischen 90er-Hardrock-Balladen und knackigen Punk-Hommagen. Letztere funktionieren aus einem Hardrock-Blickwinkel betrachtet relativ gut; selbst der ungestümen Single “Mind Your Manners” haftet dabei jedoch nichts Jugendliches an – sie wirkt gut geplant. “Sirens” wiederum entpuppt sich zwar nicht als der Creed-Kitsch, nach dem das Stück zunächst riecht, ist aber trotz Guns-NRoses-Solo Meilen von Großtaten wie “Better Man” oder “Immortality” entfernt. Andere Stücke sind innerlich zerrissen: “Infallible” hat einen tollen, elektronisch angefütterten Strophen-Groove, mündet aber in einen banalen Breitwand-Refrain; im Titeltrack sind ein Punk- und ein Rocksong gefangen, die nicht zueinanderfinden. Obwohl die Platte wächst und Durchgang für Durchgang mehr Momente wie den Klavier-bewährten Aufgang in der Mitte von “Yellow Moon” oder das leise, 80er-inspirierte Wogen von “Pendulum” offenbart, gibt es nichts daran zu rütteln: “Lightning Bolt” ist Pearl Jams bislang schwächstes Album.
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