Primal Scream
More Light
Text: Sascha Krüger
Es ist schon eine Kunst, auch nach drei erfolgreichen Jahrzehnten im Popgeschäft noch immer wütend zu sein. Primal-Scream-Frontmann Bobby Gillespie beherrscht sie. Im fast neun Minuten langen Opener 2013 macht er die textliche Richtung für “More Light” klar. Dieses Album räumt mit einer in Gillespies Augen bräsigen Jugend auf, die es verlernt hat, gegen etwas zu sein. Ein Aufschrei gegen Politik, Kommerz, Mode und den Ausverkauf des Kunstbetriebs zieht sich danach durch die gesamte Platte. Interessanterweise suchen sich Primal Scream zu diesen dringenden Anliegen einen derart vielseitigen, aufgemotzten Sound aus, dass man stets aufs Schönste von den Text-Pamphleten abgelenkt wird. Auf “More Light” passiert höllisch viel: Neben den deftig rollenden Grooves und tiefen Bässen wird ein Sound-Fass aufgemacht, das jedem Song seine eigene Atmosphäre verleiht. Verschwurbelte Keyboard-Abfahrten, freejazzige Bläsersätze, mehrere sich wild umspielende Fuzz-Gitarren, gesampelte Streichorchester und eine ganze Armada an kaum definierbaren Klang-Tools verdichten sich zu spannender Rockmusik mit elektronischem Einschlag, die ebenso an The Velvet Underground wie an Phil Spector erinnert und doch ganz nach Zeitgeist klingt. Verantwortlich dafür ist Produzent David Holmes, womit sich das Road-Movie-Gefühl der Platte erschließt – denn Holmes kennt man vor allem von seinen Soundtracks für Steven Soderbergh (“Oceans Eleven”, “Out Of Sight”). Wie gut er zu Primal Scream passt, ist eine angenehme Überraschung.
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