Marissa Nadler
July
Keine Sorge: Wegen Marissa Nadler hat sich noch kein Teenager mit dem Ouija-Board und dem “Hexenhammer” irgendwo eingeschlossen und Meerschweinchen geopfert. Der schwindelige Kitzel aber, den Eltern aus Schwerte und Unna empfinden, wenn die Lokalzeitung mal wieder von Satanskränzchen in der Nachbarschaft berichtet, den kann man auch auf “July” haben, mitten im February oder March. Nadler ist eine dieser unverschämt begabten Songwriterinnen, von denen man erstmal die Wasserleichenfrisur wahrnimmt und dann lange gar nichts, weil die weniger begabten Songwriterinnen bei Saturn irgendwie immer weiter vorne stehen. Dann merkt man, dass die Frau schon seit mindestens sechs Alben dabei ist, dass Leute wie Ex-VISIONS-Redakteur Daniel Gerhardt sich eine Vielehe mit ihr vorstellen können, und dass “Dead City Emily” einem tatsächlich den Boden unter den Füßen wegzieht, falls da überhaupt mal einer war. “July” besteht eigentlich nur aus leeren Zimmern und wehenden Vorhängen, dargestellt von Nadlers Stimme, die sich mal selbst doppelt, mal harmonisch unterstützen lässt. Wenn “July” ein Buch wäre, dann wahrscheinlich eins von Edgar Allan Poe, die Sache mit dem Herz unter den Dielen kann Marissa Nadler nämlich auch ziemlich gut. “I’d rather watch crime TV than see you again” heißt es in “Holiday In”. Dass das nicht nur so dahergesungen ist, spürt man spätestens in der Betonung. Um noch mal Poe zu bemühen: Der Meister befürwortete gerade bei makabren Themen die Direktheit. Wie gut das dann klingt, kann man gleich hier hören.
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