Wer diese Arbeitsweise für Punkrock hält, ist nicht nur musikalisch auf dem Holzweg: Richtig Punkrock ist die vorangegangene “New Calm EP”, die die Band aus Montreal eigenhändig in vier Stunden aufnahm und die sie via Bandcamp verschenkt. Unter den fünf Songs ist auch die ursprüngliche, zwei Minuten längere Version von “Pleasant Heart” zu finden. Der Song eröffnet mit sechs Minuten Spielzeit nun “More Than Any Other Day”, und scheppert herrlich vor sich hin, bis die Stimme von Tim Beeler plötzlich an Thom Yorke erinnert. Sie dreht ab und der Song danach für eineinhalb Minuten runter, Gitarren-Feedback und ein paar andere Klänge sind zu hören, bis sich der Song wieder erhebt. Der experimentelle Postpunk-Sound der 2012 gegründeten Band ist stark durch Beelers Stimme geprägt. Der aus der Folk-Ecke kommende Gitarrist erinnert mit seinem abwechslungsreichen (Sprech-)Gesangsstil mal an Cold-War-Kids-Frontmann Nathan Willett, mal an The Make-Ups Ian Svenonius oder eben an Yorke. Im zugänglichen, zugügigen “The Weather Song” sogar an Iggy Pop, der einen The-Strokes-Song singt. “Clarity!” erinnert an ruhigere Sonic-Youth-Songs und bäumt sich immer wieder herrlich auf. Bei all den Vergleichen muss man dazu sagen: Oughts Debütalbum ist trotzdem eine eigenständige und politische Postpunk-Platte. Wenn Ought sich für ihr nächstes Album zwei oder mehr Wochen im Studio gönnen, reicht es mit Sicherheit, um selbst als Referenz herzuhalten.
weitere Platten
Four Desires
VÖ: 21.08.2018
Room Inside The World
VÖ: 16.02.2018
Sun Coming Down
VÖ: 18.09.2015
Once More With Feeling (EP)
VÖ: 24.10.2014
New Calm (EP)
VÖ: 10.05.2012