Cloud Nothings
Here And Nowhere Else
Nach dem Aufstand gegen sämtliche Gegebenheiten, den Cloud Nothings mit “Attack On Memory” vor zwei Jahren angezettelt haben, spiegelte sich bei Baldi letztlich immer öfter ein kleines Lächeln in den Kaffeeresten. Das liegt zum einen daran, dass seiner Band endlich der mittelgroße Wurf gelungen ist. Außerdem stand auf der anderen Seite der Abrechnung zum ersten Mal ziemlich wenig, über das man sich den Kopf zerbrechen könnte. “Here And Nowhere Else” ist deshalb ein positives Album geworden, das mehr will. Happy Music sozusagen. Natürlich nicht die Art, die Pharell Williams mit einem Schlapphut durch die Welt tanzen lässt. Cloud Nothings halten es ähnlich wie Touché Amoré, die das Dilemma der Zufriedenheit in “To Write Content” auf den Punkt gebracht haben. “I can feel your pain/ And I feel alright about it” singt Baldi nun mit seiner ungelenken Coolness über den Lüftungsschacht-Sound von “Now Hear In”. Die nörgelige Anti-Produktion haben sie auch ohne Steve Albini beibehalten und dass mit Gitarrist Joe Boyer die zweite Perspektive fehlt, muss man sich erst einreden. Baldi hat die Musik ohnehin wieder größtenteils alleine geschrieben. Zu Hause, auf Tour, kaum ein Song entstand im selben Land.
Das wichtige dabei ist, dass der Bandchef hinter seinem Sean Lennon-Look zum Herr über die eigenen Möglichkeiten wird. Im Vorfeld gab Baldi in einem Interview zu bedenken, dass die neuen Songs mehr Instrumente und weniger Gesang haben würden, weil ihm die Lust an seiner Stimme vorerst vergangen wäre. Gut für alle, dass er sich anders entschieden hat. Ein Sänger im klassischen Sinn wird in diesem Leben zwar nicht mehr aus ihm, für die neuen Songs reicht es aber, dass man nicht ständig Angst davor haben muss, dass ihm die Stimmbänder reißen, das Hirn durch die Nase tropft oder er gleich an seinen Worten erstickt. Nasal und bröselig wird es trotzdem, zum Beispiel im Frank-Underwood-Vers von “Quieter Today”, kurz bevor Cloud Nothings die zweite großartig-hibbelige Melodie des Albums gelingt. Der Rest ist in verschiedenen Anteilen agressiver und flotter als der Vorgänger. Zackiger Indierock aus dem GrungeGedächtnis. Die Texte bestehen auch heute noch aus wenigen Zeilen, Baldi steigert sich aber extra energisch in sie hinein. Mit “Pattern Walks” versucht sich die Band dann sogar noch an einem zweiten “Wasted Days”. Es wäre übertrieben, beide auf eine Stufe zu stellen, die erleichternde Erkenntnis ist aber, dass Cloud Nothings den Kunstgriff von vor zwei Jahren nicht als Ende der Fahnenstange hinnehmen wollen.
weitere Platten
Final Summer
VÖ: 19.04.2024
The Shadow I Remember
VÖ: 26.02.2021
Life Is Only One Event
VÖ: 04.12.2020
The Black Hole Understands
VÖ: 03.07.2020
Last Building Burning
VÖ: 19.10.2018
Life Without Sound
VÖ: 27.01.2017
No Life For Me (mit Wavves)
VÖ: 05.12.2015
Attack On Memory
VÖ: 10.02.2012
Cloud Nothings
VÖ: 25.01.2011
Turning On
VÖ: 22.10.2010