Emma Ruth Rundle
Some Heavy Ocean
Text: Markus Hockenbrink
Emma Ruth Rundle hat den Standortvorteil, dass sie selbst denen schon bekannt sein dürfte, die sie eigentlich noch nicht so richtig kennen. Als Hintergrundmitglied von Red Sparowes kennt sie sich mit den Statuten des Postrock aus und weiß zum Beispiel, dass man auch auf die Noten achten muss, die man nicht spielt. Ihr Solodebüt hört auf den Namen “Some Heavy Ocean” und lehnt sich eher ans klassische Chanteusen-Ding an als an Tortoises erste Alben. So richtig heavy ist es auch nicht geworden. Confessional Songwriting bringt einen auch nur so weit, und Rundle beschränkt sich lieber im Ausdruck als absichtlich zu übersteuern. Die zehn Songs auf dem Album (von denen zwei als Vignetten durchgehen müssen) sind melodiös und effizient vorgetragene Minimalballaden, die ihr Echo bereits mit einkalkulieren, und Rundles jugendliche Stimme extra blauäugig klingen lassen. Das alles ist gleichzeitig zu selbstbewusst und zu versiert, um sich dem Sugardaddy-Publikum als Lieblingselfe an den Hals zu werfen, hat aber auch nicht die abgründige Tiefe von Tiny Vipers‘ letztem Album. Der interdisziplinäre Vergleich hat allerdings auch nur bedingt Sinn. “Some Heavy Ocean” ist eindeutig das Werk einer bislang ungehörten Solo-Stimme, die sich ihren besten Moment bis zum Schluss aufhebt. “Living With The Black Dog” ist dann aber auch so majestätisch und unheimlich wie die Brandung am Ufer deiner wildesten Träume. Ab hier bröckelt alles in ein unerforschtes Universum ab, das sich tödlich lebendig anfühlt.
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