Sie haben es vielleicht nicht offen ausgesprochen, aber gedacht haben werden sie es alle früher oder später, während “Lose” Gestalt annahm: Entweder diese Platte endet triumphal – oder diese Band tragisch. Die immer etwas überambitioniert wirkenden Geister hinter Cymbals Eat Guitars schienen und scheinen jedenfalls nicht die Art Musiker zu sein, die sich mit dem Trostpflaster “Kritikerliebling” aus der Affäre ziehen wollen. 2009 empfahl sich die Band aus New York mit “Why There Are Mountains” als inoffizielle Erben der damals totgeglaubten Dismemberment Plan, als B-Plan zur B-Prominenz, wenn man so will. Und auch Lenses Alien flirtete zwei Jahre später mit sprödem Sound, schrägen Metaphern und einer allgemein avantgardistischen Sonic-Youth-Haftigkeit, die man nun mal von Sonic Youth längst ausformuliert gehört hatte. Nach so einem Start gibt es für Bands eigentlich nur noch drei Möglichkeiten, wie es weitergehen bzw. enden kann: ein ewiges Nischendasein, die prompte Auflösung – oder ein mindestens mittelschweres Meisterwerk. Und genau das ist Cymbals Eat Guitars mit “Lose” nun gelungen.
Alles, was man an ihren vorherigen Platten überladen und unausgegoren finden durfte, lenken sie jetzt in geregeltere Bahnen: immer den Song im Blick, ohne dabei jemals den Sinn für Spontaneität zu verlieren. Lose ist eine strategische Platte, nach allem, was man sagen kann, und trotzdem klingt sie unkalkuliert. Ein ziemlicher Balance-Akt also, den sich Cymbals Eat Guitars da vorgenommen haben, sei es in kurzen Stücken wie dem Postpunk-Flirt Lifenet und dem Mundharmonika-befeuerten Garagenrocker Xr oder in den eher episch angelegten, die eine eigentlich wahnwitzige Soundalike-Charade von …Trail Of Dead in Jackson über Janes Addiction in Place Names bis zu Built To Spill in Hip Soul in Gang setzen. Die spielerische Leichtigkeit, mit der sich Cymbals Eat Guitars – ob nun bewusst oder zufällig – an all diesen Stilen abarbeiten, ist regelrecht berauschend. Noch berauschender allerdings ist, dass es Lose nicht zerreißt, sondern als eine Platte wie aus einem Guss hinterlässt: facettenreich genug, um wohl noch beim 20. Durchlauf neue Soundfacetten zu offenbaren. Zwei Alben lang hat sich diese Band nach Kräften ausgetobt, jetzt macht sie Ernst. Eine unwahrscheinlichere, im besten Sinn kuriosere Platte wird der Indierock dieses Jahr nicht mehr hervorbringen. Nicht schwer, sich da festzulegen.