Gerard Way
Hesitant Alien
Wenn man Gerard Way selbst fragt, war beides ganz einfach. Hauptsache Fuzz, Fender und “meine Gitarrenhelden während der Kunsthochschule, Mary Timony und Carrie Brownstein”, dazu Arctic- Monkeys-Mischer Tchad Blake und eine lange Reihe weiterer kredibiler Einflüsse von Jarvis Cocker bis zu den Pixies. Zu seinem Solodebüt kombiniert hat der immer noch rothaarige My Chemical Romance-Flüchtling das aber trotzdem alles selbst und sich dabei nur fürs Grobe von befreundeten Musikern inklusive seinem Bruder helfen lassen. Dass “Hesitant Alien” mit seinem lässigen Rock’n’Roll-Charme, den als Krach verkleideten Popsongs mit breit grinsenden Titeln wie “Action Cat” oder “Drugstore Perfume” und mit seinen zerrissenen Gitarren so wunderbar die von den 60ern beeindruckten 90er aufweckt, hat er sich alleine ausgedacht. Es gibt Stellen auf dem Album, an denen Way seine Gitarre durch so viele fiese Pedale schickt, dass man das Holz splittern hört, während er selbst unbeirrt darüberfaucht wie der dreckigste Punk; und andere, an denen er im Indierock schwelgt wie der Mittlere Westen in den besten Jahren. Dabei bewahrt sich Way durch alle Songs die Attitüde eines schmalkrawattigen Mods mit Selbstgedrehter im Mundwinkel und wirkt für einen Amerikaner bemerkenswert ungekünstelt. Was aber wiederum gar nichts ist gegen den entspannt klaren Schnitt, den er zu seiner letzten Band zieht. “Hesitant Alien” spielt Welten entfernt vom theatralischen Emocore-Rock und in der neuen Liga ganz schön weit oben.