Im Werk von Pink Floyd ist “The Endless River” mehr als ein Anhang, aber auch kein Album, das für sich alleine steht. Es ist einfach, auf dieses Album einzudreschen und genauso einfach, es zu mögen. “The Endless River” ist der Endpunkt des Pink-Floyd-Universums – und das ist bekanntlich unendlich. So paradox wie dieser Satz ist auch die Platte. Die Idee dahinter, dem Musiker Richard Wright die letzte Ehre zu erweisen, kommt von Herzen. Das Konzept, seinen Tod als Reise auf einem unendlichen Fluss zu vertonen, ist spirituell. Der Versuch wiederum, das Album durch Sounds und Momente an nahezu sämtliche Alben ihrer großen 70er-Jahre-Ära anzuschließen, liest sich verkopft. Am Ende funktioniert es dann aber doch ganz einfach, und die Skizzen und Fragmente werden zu einem Großen und Ganzen zusammengefügt, das auch einen würdigen Abschluss dieser langen und unsteten Bandreise bietet. Diese verdichtet sich im Laufe der 53 Minuten vor dem inneren Auge der Zuhörer zu einer Retrospektive, und ist dabei trotzdem immer im Moment verankert. “The Endless River” ist ein versöhnliches, ein zufriedenes, ein friedliches Album – und schon das alleine mag manche Hörer provozieren. Nach dem Tod von Rick Wright und Syd Barrett sowie der weiterhin bestehenden Konkurrenz zu Roger Waters, ist “The Endless River” das beste Ende, das die Band, David Gilmour und Nick Mason, finden konnte. Zumindest, wenn die Überlebenden stark bleiben und es wirklich dabei belassen. So sei es also: Rest in peace Syd, Rick, Pink Floyd – und danke für die Musik!
9/12 Jens Mayer
Nach 19 Jahren ein Nachklapp zum schwächsten Pink-Floyd-Album: ein ekelhaft selbstgerechtes Recycling. Unverschämt. Da warten Pink-Floyd-Fans seit zwei Dekaden auf ein neues Album ihrer angebeteten Superlativkünstler und dann erscheint nur “The Endless River”. Immerhin hat die Band, also David Gilmour und Nick Mason, nicht zuviel versprochen und freimütig offenbart, dass es sich bei “The Endless River” um Sessions und Improvisationen aus der Zeit um “The Division Bell” handelt. Warum es so lange dauert, bis die Prog-Opis den alten Schranz entstaubt haben, um daraus eine Platte zu formen? Das wissen nur sie selbst. Ist auch egal. Jetzt ist es jedenfalls da und wird von Feuilleton bis VISIONS hofiert, denn das ist es nun mal, was man mit dem zerstrittenen Weltkulturerbe Pink Floyd tut. Und es ist Öl ins Feuer der Band, die sich krampfhaft danach sehnt, relevant zu bleiben. Um Geld kann es ihnen kaum gehen. Davon haben sie genug. Doch die Relevanz von 18 ineinander übergehenden Songskizzen ist streitbar. Dieser aufgeblasene Furz im Wind hinter einem Kitsch-Cover und sich sonnend im instrumentalen Pathos; die manifestiere Hintergrunduntermalung, klinisch kühl das Erbe der Band sezierend, das seit dem Meisterwerk “The Dark Side Of The Moon”, spätestens seit “The Wall” kontinuierlich verwässert wurde. Ich möchte nie wieder den Saxophon-getränkten Softrock von “Anisina”, dieses cleane Gitarren-Gegniedel oder diese fürchterlichen Synthesizer hören müssen.
3/12 Jan Schwarzkamp
weitere Platten
1965 - Their First Recordings (EP)
VÖ: 27.11.2015
The Division Bell
VÖ: 30.03.1994
A Momentary Lapse Of Reason
VÖ: 07.09.1987
The Final Cut
VÖ: 21.03.1983
The Wall
VÖ: 30.11.1979
Animals
VÖ: 23.01.1977
Wish You Were Here
VÖ: 12.09.1975
The Dark Side Of The Moon
VÖ: 01.03.1973
Obscured By Clouds
VÖ: 02.06.1972
Meddle
VÖ: 31.10.1971
Atom Heart Mother
VÖ: 02.10.1970
Ummagumma
VÖ: 07.11.1969