Was ungefähr so ist, als würde man dem neuen Freund eine Bilderrahmencollage der schönsten Silvesterknutschereien basteln, obwohl man selbst nur auf dem letzten Foto mit drauf ist: bisschen weird, ganz schön großherzig. Schließlich waren Sleater-Kinney sechs Alben lang auf den epochalen Riot-Labels Chainsaw und Kill Rock Stars zuhause, bevor sie 2005 fürs siebte und letzte nochmal wechselten. Passt aber, denn in ihren zwölf Jahren gehörten Sleater-Kinney nie nur unter ein Dach, in ein Genre oder in einen einzigen Kontext. Zur perfektesten Band aller Zeiten machte die Gitarristinnen und Sängerinnen Carrie Brownstein und Corin Tucker und Schlagzeugerin Janet Weiss dabei erste die Selbstverständlichkeit, mit der sie das feministische Bewusstsein der Riot Grrrls in den Rock steckten und unwiderstehliche Hooks, mehrstimmige Gesangsharmonien, Punk-Kiekser, krachig gegniedelte Ausbrüche, fröhlich zertrommelte Felle und Gitarrenspagate dazustopften, bis die ganze Welt platzte. Für die auf 3.000 Stück limitierte Buntes-Vinyl-Box (auf schwarz und digital gibt es noch mehr) hat Greg Calbi die alten Tapes ein wenig bassiger neu gemastert. Das wäre nicht nötig gewesen bei einem Trio, das immer bewusst ohne auskam, aber es schadet so wenig wie das ganze Projekt “Start Together”. Mit dem man im Übrigen so umgehen sollte wie die Band vermutlich selbst: schenken lassen, ins Trophäenregal zwischen die “Portlandia”-DVDs und das gerahmte Wild Flag-Poster stellen und dann weiter hervorragende Sachen machen. Nostalgie ist für Tote, Sleater-Kinney sind auch acht Jahre nach ihrem Ende noch lange nicht gestorben.
weitere Platten
Little Rope
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Path Of Wellness
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The Center Won't Hold
VÖ: 16.08.2019
Live In Paris
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No Cities To Love
VÖ: 20.01.2015
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VÖ: 24.05.2005
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VÖ: 20.08.2002
All Hands On The Bad One
VÖ: 02.05.2000
The Hot Rock
VÖ: 19.02.1999
Dig Me Out
VÖ: 08.04.1997
Call The Doctor
VÖ: 25.03.1996
Sleater-Kinney
VÖ: 30.11.1995