Dabei ist das neue Blueneck-Album mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mal die erste Veröffentlichung in diesem Genre, die sich der künstlichen Stimmkorrektur bedient. Auf einer Skala von eins bis Lil Wayne gibt es schließlich zahlreiche mögliche Nuancen. Dass Blueneck sich dazu entschieden haben, Auto-Tune auf ihrem fünften vollwertigen Album zu verwenden, ist trotzdem bemerkenswert – es ist nicht alltäglich, dass eine Gewohnheit der Popmusik umgekehrt Anwendung findet und sich die Subkultur am Mainstream labt. Die Weiterentwicklung allerdings, die dem Aneignungsprozess zugrunde liegt, macht Sinn: statt in Hall ersoffene, leicht angezerrte Vocals nach Schema F zu platzieren, klingt jetzt vieles – nicht mal zwingend negativ gemeint – nach Cher. Die musikalische Rückendeckung geht auf “King Nine” den Schritt in die Verfremdung entweder mit oder bleibt in seinen organischen Klavierparts ein erdender Gegenpol. In ihrer elegischen, melancholischen Nische haben es sich Blueneck inzwischen so bequem gemacht, dass selbst die hartnäckigsten Vergleiche mit Mogwai oder Godspeed You! Black Emperor nichts mehr ausmachen. Blueneck positionieren sich und ihr Schaffen immer mehr als idealisierte Blaupause für das gesamte Genre. “King Nine” ist deshalb ein schlüssiges, wenn auch behäbiges fünftes Album. Die Band scheint mit sich und ihrer Traurigkeit im Reinen, man öffnet sich dem Pop, weiß aber auch, dass es zu Hause im Postrock am schönsten ist.