Das merkt man, aber wie in den Klatsch-Magazinen steht vor der Moral- die Stilfrage: Kann die Band es tragen? Bedenkt man, dass Papa Roach im Laufe von sieben Vorgängeralben von Nu-Metal über Post-Grunge und Gothrock bis Radiopop und Emocore so ziemlich alles ausprobiert haben, was zwischen Scheinhärte, Power-Refrain und Ballade ins Formatradio passt, fällt die aktuelle Inkarnation der schon seit “Infest” von 2000 an der Kitsch- und Peinlichkeitsgrenze balancierenden Band erträglich aus: Am Anfang von “F.E.A.R.” täuschen Papa Roach Bullet For My Valentine an, “My pain/My pain/Is a blessing in disguise/I feel it cutting and its cutting like a knife presst der für Eyeliner und Haarefärben längst zu alt gewordene Jacoby Shaddix im Pre-Chorus hervor, dann aber kommt ein dicker Poprefrain – das ist alles eher lustig als fremdschamtauglich, und ob man über oder mit Papa Roach lacht, kann man sich ja aussuchen. Natürlich folgt dann noch viel pubertärer und sauber kalkuliert mit Metal-Gitarren flirtender Pop-Quatsch, natürlich spricht man besser nicht über den Rap-Part von “Gravity” und natürlich kriegt man die überzuckert Suppe am Ende durch keinen Qualitäts-Kat. Aber, auch wenn man nicht nach unten vergleichen sollte: Einen Radio-Standard wie “Never Have To Say Goodbye”Bush hätten sich 2014 auf ihrer völlig vergeigten Platte gewünscht. Und mit dem hymnischen “War Over Me” oder dem schmissigen Elektro-Rock-Abriss “Warriors” müssen sich Papa Roach kaum vor Linkin Park verstecken. Im Guten wie im Schlechten.
weitere Platten
Ego Trip
VÖ: 08.04.2022
Greatest Hits Vol. 2: The Better Noise Years
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Who Do You Trust?
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Crooked Teeth
VÖ: 19.05.2017
The Connection
VÖ: 28.09.2012
Time For Annihilation – On The Record And On The Road
VÖ: 27.08.2010
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Getting Away With Murder
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lovehatetragedy
VÖ: 05.11.2003
Infest
VÖ: 23.10.2000