Denn so großartig die Comeback-Alben von Braid, Gameface und Co. auch waren, so erwartbar war das musikalische Ergebnis. The Jazz June hingegen, schon damals eine der experimentelleren und schmählich vernachlässigten Bands der 90er-Midwest-Emo-Welle, spritzen ihren Sound auf “After The Earthquake” mit ordentlich Pop-Attitüde und Indie-Gitarren fit. Die Kantigkeit früherer Tage zeigt sich noch stellenweise, beispielsweise in den leicht schiefen Gitarrenharmonien von “Nothing To See Here”. Größtenteils flirtet die Band aber mit dem alternativen Mainstream, ohne zu abgeschmackt zu wirken. Da ist es beinahe schon schade, dass die Platte erst jetzt erscheint, denn schon die sonnige Melodieführung und die zuckrigen Gesangsharmonien im Opener “Over Underground” sind unverwechselbar auf Sommer geeicht. Das erste Album der Emo-Querköpfe seit 2002 ist weniger die introspektive, musikalisch fordernde Platte, die man nach dem verkopften Vorgängern “The Medicine” (2000) oder “Better Off Without Air” (2002) erwartet hätte, sondern ein fluffiges, liebenswert schrammeliges Indierock-Album mit hymnischen Dreiminütern. So macht sich “After The Earthquake” im Plattenschrank bestens irgendwo zwischen Superchunk und Archers Of Loaf. Den Emo-Revival-Stempel können wir in der Schublade lassen.