Früher war mehr Pop, so viel vorweg. Wenigstens sind Torche selbst so ehrlich und sprechen von “Restarter” als ihrem bisher brachialsten und tieftönendsten Album. Nicht, dass man sich in dieser Hinsicht bisher hätte beschweren müssen. Seit ihrem Debüt von 2005 mischt die Band bewusst, was eigentlich nicht zusammengehört: zuckrige Gesangsharmonien und Bollerbass, tiefergestimmte Gitarren und poppige Melodien, den Ansatz, zugleich möglichst laut und schlammig, aber eben auch bekömmlich und fast tanzbar zu klingen.
Dass dieses Experiment funktioniert, verwundert nur auf dem Papier. Denn “Torche” und die Nachfolgealben und “Harmonicraft” geben der Band aus Miami Recht, deren Sound manchmal einem komplexen Stück Programmmusik über ihre Heimat und die Everglades Floridas ähnelt. Umso erstaunlicher, dass die Band um Kopf Steve Brooks mit “Restarter” die ausgetretenen Pfade ein Stück weit verlässt. Das Destillat aus 40 Minuten Krach ist schmutzig-schwärzer als gewohnt und setzt die mittlerweile bekannten Bausteine – produziert in Eigenregie, gemischt von Düstercore-Gott Kurt Ballou – zu einem neuen Konstrukt zusammen, das Pop in weiten Teilen die kalte Schulter zeigt. Das ergibt im Bandkontext Sinn, war andererseits aber möglicherweise notwendig, um die Schläuche frei zu pusten und Raum für Neues zu schaffen.
Die drei Jahre Wartezeit haben sich in jedem Fall gelohnt. Sonst wäre mit Sicherheit kein Song wie der Titeltrack entstanden, der auf beinahe neun Minuten mit nur einem Satz Text auskommt und sich ab der Hälfte durch treibendes Schlagzeug, flirrende Sumpfgitarren und fuzzigen Bass in Trance taumelt. Oder sein Widerpart, das nicht einmal zwei Minuten lange “Undone”, das Start-Stop-Riffing mit den gewohnt sphärisch-melodischen Gesangsharmonien von Brooks und Andrew Elstner verknüpft und dessen Basslauf sich bis in den Erdkern hinunterschraubt. Den perfekten Mittelpunkt zwischen kurz und dreckig auf der einen, ausufernd und hypnotisch auf der anderen Seite bildet “Blasted”, ein Torche-Song, wie er im Lehrbuch steht. Ein Song, der sich seiner poppigen Ambitionen nicht schämt, und die Band auf “Restarter” nie besser klingt. Er wird damit zum Bindeglied zwischen alten und neuen Torche und macht diese dreiteilige, über das Album verteilte Suite perfekt.
Natürlich hat “Restarter” auch abseits seiner Vorzeigesongs goldene Momente. Sei es der Grollbass und das wohl Metal-mäßigste Riff der Platte in “Barrier Hammer”, das Brooks auch mal zum Geschrei verleitet, oder “Loose Men”, den auch die Queens Of The Stone Age nach einigen Joints und dem Aufdrehen ihrer Verzerrereffekte hätten schreiben können. Und am Ende bleibt Pop, auch wenn er sich meist den Mantel überstreift, auf “Restarter” als alter Freund nach wie vor willkommen.
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